Gemeinsam für mehr Inklusion: Europäischer Austausch zur Teilhabe von Menschen mit Behinderung

In vielen Unternehmen und Teilen der Gesellschaft bestehen nach wie vor Vorurteile gegenüber der Leistungsfähigkeit von Menschen mit Behinderung. Laut dem European Disability Forum sind 49 % von ihnen vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen - oft wegen Hindernissen, die mit einfachen Maßnahmen abgebaut werden könnten.

Vom 18. bis 20. Mai trafen sich Vertreter:innen der Schwerbehindertenvertretungen von DB AG und ÖBB sowie des behindertenpolitischen Ausschusses der EVG in Brüssel. Gemeinsam mit europäischen Gewerkschaften, dem European Disability Forum und zwei sozialdemokratischen EU-Abgeordneten wurde diskutiert, wie Inklusion am Arbeitsmarkt gestärkt werden kann.

Ein zentrales Problem: Viele Unternehmen zahlen lieber die gesetzliche Ausgleichsabgabe, statt Menschen mit Behinderung einzustellen. Vorurteile, Bürokratie und Unwissen über Fördermöglichkeiten bremsen Veränderungen. So ist zum Beispiel kaum bekannt, dass barrierefreie Umbauten staatlich unterstützt werden.

Besondere Aufmerksamkeit erhielt das Thema Neurodiversität. Psychische oder nicht sichtbare Behinderungen führen oft zu Diskriminierung, da sie schwer greifbar sind. In England zeigt sich etwa im Lokführer:innen-Beruf ein wachsendes Interesse von Betroffenen - unterstützt durch technische Anpassungen wie farbunabhängige Signaltechnik.

Initiativen wie das Inklusionszentrum der DB AG zeigen, wie durch gezielte Unterstützung passende Arbeitsplätze gefunden werden können. Für flächendeckende Verbesserungen braucht es jedoch verbindliche europäische Regelungen - etwa für inklusivere Ausbildungen, weniger Bürokratie bei Förderungen und mehr Bewusstsein in Betrieben.

Stimmen aus dem Treffen:

Kristian Loroch (EVG): „Ein europäischer Dialog ist ein Meilenstein, um die Teilhabe von Menschen mit Behinderung voranzubringen.“

Lars Züllighoven (KSVP DB AG): „Nur wenn Barrieren - physisch, digital und gesellschaftlich - abgebaut werden, wird Europa inklusiv und gerecht.“

Manuela Kropp (ETF): „Gewerkschaften sind wichtiger denn je, um die Rechte von Beschäftigten mit Behinderung zu sichern.“

Der Konsens: Wer den Fachkräftemangel nachhaltig bekämpfen will, muss die Potenziale von Menschen mit Behinderung endlich ernst nehmen.