EVG-Ausbilderkonferenz in Kassel: Ausbilder stärken - Zukunft gestalten

In welche Richtung steuert unsere Ausbildung? Werden die Pläne der Regierung den großen Herausforderungen gerecht? Was zeichnet die Auszubildenden von heute aus? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigten sich 70 in der EVG organisierte Kolleg:innen mit Ausbildungsfunktion in der DB AG.

„Gerne wieder“, „Super-Impulse“ oder auch „Danke für so viel Input“. Das sind nur einige der begeisterten Reaktionen über die dritte Auflage der EVG-Ausbilderkonferenz von Teilnehmenden aus dem gesamten Bundesgebiet. Mit dabei waren u.a. Geschäftsführer verschiedener Bereiche, Kolleginnen und Kollegen der Erstausbildung oder auch aus der Funktionsausbildung.

Ob wichtige Änderungen im Berufsbildungsgesetz, das streitbare Thema „Kampf gegen Rechts“ in den Betrieben, bis hin zum merklich spürbaren Generationenwandel bei den Auszubildenden: verschiedene Vortragsreihen und Workshops boten an zwei vollen Tagen eine Vielfalt an Bildungsthemen; nicht zuletzt die Möglichkeit des Netzwerkens der Ausbilder:innen untereinander. 

Besonders erfreulich: Auch Vertreter:innen der GJAV waren dabei und brachten die Perspektive der jungen Generation ein. Den Auftaktvortrag machte Sozialwissenschaftler Marius Stelzmann mit der politisch zentralen Frage: Wie können Ausbilder:innen demokratische Werte im Betriebsalltag vermitteln? Stelzmann zeigte auf, wie wichtig es ist, autoritären Tendenzen auch im Betriebsalltag entgegenzuwirken:

„Eine starke Gewerkschaft macht die extreme Rechte schwach. Beschäftigte, die eine Gewerkschaft erleben, die handlungsfähig ist und in der Solidarität gelebt wird, werden nicht auf rechte Lügen und Spaltungsversuche hereinfallen.“

Thomas Giessler und Sandra Zipter vom DGB stellten Trends und Entwicklungen in der Berufsbildung heraus, etwa die Neuerungen im Koalitionsvertrag. Zwei Workshopreihen mit engagierten Referent:innen machten deutlich: Ausbilder:innen sind weit mehr als Fachkräfte - sie sind Türöffner in die Betriebe. Gerade bei der Deutschen Bahn haben sie direkten Zugang zu Auszubildenden und prägen deren ersten Eindruck von gewerkschaftlicher Arbeit. „Wer heute einen Azubi für gewerkschaftliche Werte begeistert, der stärkt die EVG von morgen", betonte ein Teilnehmer der Tagung. Die Konferenz vermittelte deshalb nicht nur fachliche Inhalte, sondern auch konkrete Strategien für die Mitgliederwerbung: Wie spreche ich junge Menschen authentisch an? Welche EVG-Leistungen sind für Azubis relevant? Wie verbinde ich fachliche Ausbildung mit gewerkschaftlichen Werten? 

Die Teilnehmenden aus verschiedenen DB-Bereichen tauschten dabei erfolgreiche Praxisbeispiele aus und entwickelten neue Ansätze für ihre Arbeit vor Ort. Beim Kamingespräch mit Frank Hauenstein, Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes der EVG, diskutierten die interessierten Teilnehmenden in entspannter Atmosphäre u.a. über den aktuellen Zustand der DB AG ebenso wie um konkrete Herausforderungen in der Ausbildungsarbeit.

Kollege Hauenstein hörte aufmerksam zu, beantwortete kritische Fragen zur Bahnreform und nahm Anregungen aus der Praxis mit. Der direkte Austausch machte deutlich: Die EVG lebt von diesem Dialog auf Augenhöhe.

Die Teilnehmer:innen der Tagung freuten sich, dass die EVG das Thema Ausbilder in ihren Fokus genommen hat. Ein Netzwerk-Verzeichnis soll die Vernetzung nun verstetigen; ein Teilnehmer wünschte sich, den Austausch unter Ausbildern auf regionaler Ebene weiterzuführen. Angesichts der großartigen Resonanz ist sicher: Wir bleiben dran an den Ausbildungsbedingungen in der Eisenbahn.

Das EVG-interne Kneipenquiz am ersten Abend sorgte übrigens für eine grübelnde und heitere Stimmung – besonders bei der Frage nach der Länge der ersten deutschen Eisenbahnstrecke. Die Antworten reichten von 6 bis 60 Kilometern. Richtig waren 6,04 Kilometer zwischen Nürnberg und Fürth.