Emotionale Betriebsversammlung in Delitzsch: Standortverlagerung sorgt für Unmut und Proteste
Am Dienstag fand am DB-FZI-Produktionsstandort in Delitzsch eine außerordentliche Teil-Betriebsversammlung statt - eine Versammlung, die von großer Emotionalität geprägt war. Anlass war ein weitreichender Beschluss der Geschäftsführung: Die komplette Verlagerung aller Leistungen von Delitzsch nach Fulda noch bis zum Jahresende.
Einberufen wurde die Versammlung vom Betriebsrat des FZI-Werks Fulda. Vor Ort informierte der Betriebsrat rund 50 Beschäftigte sowie fünf Auszubildende über die drastischen Pläne. Die Reaktionen der Belegschaft ließen nicht lange auf sich warten - lautstarker Protest, gemeinsamer T-Shirt-Auftritt und klare Botschaften wie „Für EUCH nur ein Standort - für UNS eine Heimat“ machten die Ablehnung deutlich. Unterstützt wurden die Kolleginnen und Kollegen durch eine Solidaritätsbotschaft des Betriebsrats von Railmaint Delitzsch sowie eine Aktion von EVG-Mitgliedern aus dem benachbarten Werk in Dessau.
Der Betriebsrat positioniert sich in enger Zusammenarbeit mit der EVG klar gegen die Standortverlagerung und verfolgt zwei zentrale Ziele: Zum einen die öffentliche und innerbetriebliche Eskalation des Themas, zum anderen die bestmögliche Unterstützung der Belegschaft im Sinne der Beschäftigungssicherung.
Aus Sicht des Betriebsrats sei die Entscheidung der Geschäftsführung weder nachvollziehbar noch umsetzbar. Bereits in der Vergangenheit habe es Prüfungen zur Machbarkeit einer Verlagerung gegeben - mit dem klaren Ergebnis, dass eine vollständige Migration innerhalb von sechs Monaten realistisch nicht zu leisten sei. Diese Erkenntnisse seien jedoch ignoriert worden. Die Wirtschaftlichkeitsrechnung, auf die sich die Geschäftsführung stützt, wird vom Betriebsrat als „hanebüchen“ bezeichnet.
Besonders kritisch sieht man den Zeitdruck, unter den der Betriebsrat gesetzt wird: Obwohl noch keinerlei Arbeitsplatzangebote für die Betroffenen auf dem Tisch liegen, soll bereits ab Juni mit dem Abbau von Infrastruktur und Anlagen begonnen werden. Auch die Verhandlungen zum Interessenausgleich sind bislang nicht gestartet. Die Ankündigung, dass die Arbeitsplätze erhalten bleiben sollen, bleibt bislang unbelegt.
Laut Geschäftsführung liegt der Beschluss rein an der Reduzierung von Fixkosten – trotz guter Arbeitsleistung und wirtschaftlich erfolgreichem Betrieb in Delitzsch. Eine Kurskorrektur scheint ausgeschlossen: „An diesem Beschluss wird niemand etwas ändern“, sei die Kernaussage gewesen.
Die EVG kritisierte bei der Betriebsversammlung scharf die Vorgehensweise des Unternehmens, insbesondere die sogenannte Salamitaktik und die Missachtung der Mitbestimmungsrechte. Die Gewerkschaft stellte jedoch gleichzeitig klar: Die betroffenen EVG-Mitglieder können auf volle Unterstützung bei der Sicherung ihrer Arbeitsplätze zählen.
Fazit: Die Entscheidung zur Standortverlagerung stößt auf massiven Widerstand. Die Beschäftigten in Delitzsch kämpfen nicht nur für ihren Arbeitsplatz, sondern für ihre Heimat. Der Zusammenhalt ist groß – ebenso wie der Wille, für den Erhalt des Werkes zu kämpfen. Oder, wie es auf einem Banner der Solidaritätsaktion hieß: „Unser Werk ist jeden Kampf wert.“