Das Netzwerk 20*45 zu Besuch in der Suppenküche

Im ersten Quartal 2022 bot das Netzwerk 20*45 in der Region Nord-Ost mehrere Termine zum Besuch der Suppenküche der Berliner Stadtmission an. Die Besuche waren keineswegs nur Besichtigungen, sondern hatten einen produktiven Hintergedanken: Unser Ziel war es, die Essensausgabe der Kältenotübernachtung an der Lehrter Straße am Laufen zu halten.

Los ging es 18 Uhr mit einer kleinen Einführung und schon konnten wir dabei helfen, Salat zu schneiden und bereits fertige Speisen zur Essensausgabe zu bringen. Gegen 19:30 Uhr erfolgte ein kleiner Impuls im kompletten Team der Notübernachtung, wobei auch die Einsatzplanung und Aufgabenzuteilung abgesprochen wurde. Um 20 Uhr wurden dann die Türen für alle Bedürftigen geöffnet und die Arbeit in der Suppenküche ging richtig los. Wir konnten uns in zwei Teams aufteilen. Ein Team übernahm direkt an der Essensausgabe die Verteilung der Speisen und Getränke. Das andere Team wirkte hinter den Kulissen und nahm das dreckige Geschirr entgegen, bediente die Spülmaschine und sorgte dafür, dass das Geschirr an der Essensausgabe nicht ausgeht. Eine Aufgabe, die ziemlich trivial wirkt, doch sehr wichtig für die Essensausgabe ist, wie wir schnell bemerkten.

Als der erste Andrang vorbei war, half das Ausgabeteam in der Küche auch gerne mit, die ersten Brote für das Frühstück am nächsten Morgen zu schmieren. Unsere Schicht endete um 23 Uhr und wir gingen glücklich, aber erschöpft nach Hause.

Der Kontakt zu Obdachlosen auf Augenhöhe, stellte für Viele von uns bis dato keine Selbstverständlichkeit dar. Zu Beginn der Veranstaltung tauschten wir uns bei Gesprächen über unsere Erwartungen aus. So stellten wir uns Fragen wie „Was erwarten wir?“, „Wieso sind wir hier?“ und „Wovor haben wir Angst und Sorge?“. Manche erzählten daraufhin, dass es für sie eine Überwindung gewesen sei, sich bei dieser Veranstaltung anzumelden und gerade in Zeiten von COVID-19 vielleicht auch die Gefahr groß sei, sich bei Leuten anzustecken, denen man auf den ersten Blick kein Bewusstsein für Hygiene zutraut. 

Bei allen Teilnehmenden wurden jedoch die ersten Bedenken schnell aus dem Weg geräumt. Alle Gäste der Notunterkunft müssen einen Schnelltest machen, bevor sie in das Gebäude gelassen werden. Die Kommunikation zwischen Gästen und Helfenden verlief immer auf einer freundlichen Basis und die Dankbarkeit, die im Raum zu spüren war, hat keinen von uns unberührt gelassen. Für andere da zu sein ist das, was wir uns besonders als Gewerkschaft groß auf die Flagge schreiben wollen. Ein Besuch in der Suppenküche bringt uns dabei weiter uns unseren eigenen Vorurteilen zu stellen und sie zu überwinden. Denn helfen ist so einfach, wenn man erst einmal damit anfängt.