2021 geht, 2022 kommt

Und wieder geht ein Jahr zu Ende … so beginnen wohl viele Rückblicke und Ausblicke. Und es ist ja auch so. 2021 wird bald Geschichte sein. Für uns alle war es wieder ein besonderes Jahr.

Erfreulich war der 8. Dezember: Der 125. Jahrestag der Gründung der ersten Eisenbahnergewerkschaft auf deutschem Boden. Der Vorläufer der heutigen EVG vereinte alle Beschäftigten bei der Eisenbahn, unabhängig von Status oder Beruf. Die damaligen Altvorderen waren Menschen, die mit viel Mut gegen viele Widerstände diese Interessenvertretung gebildet haben. Ihnen gebührt auch heute noch unser Respekt und unsere Wertschätzung.     

Die Zeiten haben sich geändert, die Inhalte unserer Arbeit ebenfalls. Was aber bleibt: Wir gestalten die Arbeits-, Einkommens- und Sozialbedingungen unserer Kolleginnen und Kollegen. Das geschieht zentral, das geschieht aber vor allem vor Ort, in den Betrieben, in den Dienststellen, eben überall dort, wo Menschen bei den Bahnen arbeiten.

Unser Ortsverband, unsere vielen ehrenamtlichen Kolleginnen und Kollegen, haben 2021 wieder viel auf die Beine gestellt. Trotz der Belastungen und Einschränkungen durch Corona gab es zahlreiche Aktivitäten. Schon im Januar hatten wir mit einem digitalen Stammtisch begonnen, eine Aktion, die wir das ganze Jahr über fortsetzten. Seinerzeit war der Linken-Bundestagsabgeordnete Pascal Meiser online zu Gast. Es ging beispielsweise um mobiles Arbeiten und ein Betriebsrätestärkungsgesetz. Zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar war Susanne Kill virtuell bei uns. Die Leiterin des DB-Unternehmensarchivs sprach zum Thema „Antisemitische Verfolgung und Zivilcourage - Biografien von Eisenbahner*innen in der NS-Zeit“. Eine eindrucksvoll bedrückende Veranstaltung. Wir erinnerten aber auch an die Gründung des Ortsverbandes Berlin vor 30 Jahren. 

Im Februar konnten wir zahlreiche Neumitglieder bei einem Online-Treff begrüßen. Viele Betriebsgruppen engagierten sich zum Internationalen Frauentag Anfang März. „Solidarität ist Zukunft“, hieß es zum 1. Mai dieses Jahres, leider wieder nur digital. Immerhin konnten 200 Gewerkschafter am Brandenburger Tor auf die Interessen der Arbeitenden aufmerksam machen. Und im Mai und Juni standen Hearings mit Vertretern der Berliner Parteien auf dem Programm. Wir fühlten den Politikern auf den Zahn, immerhin stand ja auch die Abgeordnetenhauswahl vor der Tür! Ende Mai gab sich unsere Ortsjugendleitung neue Gesichter in der Führung. 17 engagierte Kolleginnen und Kollegen aus den verschiedenen Betrieben machen jetzt gewerkschaftliche Jugendarbeit. Mitte Juni erinnerten wir an unseren Kollegen Samuel Finkels, ein Eisenbahnschaffner, ermordet im KZ Sachsenhausen. Ihm zu Ehren wurde an seinem letzten Wohnort in Lichtenberg ein Stolperstein verlegt.    

Im August stellte sich auch die Frauenvertretung neu auf. Ende August kam dann das eigentliche Highlight der Gremienarbeit: Auf der Ortsdelegiertenkonferenz wurde Gewerkschaftspolitik diskutiert und der Ortsvorstand neu gewählt. Beim Sommerfest konnten wir dann sogar über 200 Kolleginnen und Kollegen vor Ort begrüßen. Es war eine wohltuende Veranstaltung und es tat gut, viele wieder von Angesicht zu Angesicht zu sehen und zu sprechen. Wir waren aber auch politisch unterwegs, haben die Unteilbar-Demo und die Proteste gegen explodierende Mieten sowie Aktionen für mehr Krankenhauspersonal unterstützt. Fast 100 Jubilare konnten wir dann zur Ehrung im Oktober begrüßen. Eine wichtige Veranstaltung, untermauern diese Kolleginnen und Kollegen doch, dass Gewerkschaft eben das Band der Generationen ist. 

Natürlich beschäftigt uns ganz besonders das Ergebnis der Abgeordnetenhauswahl und der damit einhergehende Wechsel an der Senatsspitze, aber auch im Verkehrsressort. Wir werden weiterhin unsere konstruktive Mitarbeit anbieten, wenn es um gerechte Löhne und Sozialbedingungen und gute Verkehrspolitik geht. Wir werden aber auch gegen jegliche Pläne mobil machen, unsere S-Bahn zu zerschlagen oder in irgendeiner Form auseinander zu nehmen.

Das waren jetzt nur einige Beispiele, die wir aus 2021 herausgegriffen haben. Natürlich gab und gibt es in den Betrieben, Dienststellen und zahlreichen Gremien noch viele weitere Veranstaltungen und Aktionen, die von unseren Kolleginnen und Kollegen organisiert wurden und werden. Dafür sagen wir herzlichen Dank. Wir danken für die ehrenamtliche Arbeit und das Engagement, das unsere Gewerkschaft und unseren Ortsverband trägt. Ohne Euch wäre Gewerkschaft nicht möglich. 

Im kommenden Jahr stehen wir wieder vor großen Herausforderungen. Die Pandemie wird uns weiter beschäftigen, Corona hat unser Leben im Griff. Wir müssen das Leben und die Arbeitsbedingungen gestalten – dem Virus zum Trotz. Ein besonderes Augenmerk werden wir nach wie vor auf das S-Bahn-Ausschreibungsverfahren haben - im Blick haben wir hier natürlich den rot-grün-roten Koalitionsvertrag. Und selbstverständlich werden wir auch sorgfältig darüber wachen, was im Bund passiert. Denn die Koalitionäre dort haben Ausführungen zum Thema Netze gemacht - und das könnte Auswirkungen auf viele DB-Betriebe in Berlin haben.

Wir gehen aber auch auf die Betriebsratswahlen zu. Engagierte Kolleginnen und Kollegen sind gefragt, die Interessen der Mitarbeitenden zu vertreten. Wir brauchen aktive Betriebsratsarbeit, um die Herausforderungen der Zukunft zu gestalten: Mitmachen heißt Mitentscheiden. Wir gehen aber auch auf unseren Gewerkschaftstag zu. Im November wird eine neue Führungsspitze der EVG gewählt. Wir werden unsere Politik prüfen und zukunftsfest machen.

Das waren nur einige Beispiele. Weitere ergeben sich aus der täglichen Arbeit oder werden uns plötzlich und unplanbar treffen. Die Mitglieder des Ortsverbandes Berlin haben immer wieder gezeigt, dass sie damit umgehen und auch spontan Aktionen auf die Beine stellen können. Wir sind uns sicher, dass das auch im kommenden Jahr so sein wird.

Wir wünschen Euch und Euren Familien friedvolle und besinnliche Weihnachten und einen fröhlichen Start in das neue Jahr. Bleibt gesund!

Für den Ortsvorstand,

Eure
Susanne Kielkowski, Robert Seifert, Michael Bartl