1. Mai 2021: „Solidarität ist zwingend notwendig“

Weder Sambatrommeln noch Schalmeienkapelle, dafür begrenzte Teilnehmerzahl, Maskenpflicht auf dem ganzen Platz, eine reglementierte „Steh-Ordnung“: Zum zweiten Mal hat uns die Corona-Pandemie dazu gezwungen, dem 1. Mai in Berlin ein anderes Gesicht zu geben als das Übliche.

„Sonst stehen wir mit 10.000 Menschen auf der anderen Seite des Brandenburger Tores, heute mit 200 Leuten auf dem Pariser Platz“, so Berlins DGB-Chef Christian Hoßbach. „Umso mehr freue ich euch, dass ihr gekommen seid, um zu zeigen: Solidarität ist Zukunft.“

Aufgeben und Absagen war auch in diesem Jahr keine Option. Für die Berliner Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter war klar, dass es ein öffentliches und sichtbares Zeichen der Solidarität auch in diesem Jahr geben muss. Denn nach einem Jahr Pandemie stellt sich mehr und mehr die Frage, wie die Folgen dieser historischen Krise bewältigt werden. „Dieses Land hat eine Tradition der Solidarität und das muss auch künftig Prinzip des gesellschaftlichen Handelns sein“, stellte IGBCE-Chef Michael Vassiliadis als Hauptredner in Berlin klar. „Wir brauchen Zusammenhalt statt Vereinzelung. Die Pandemie hat gezeigt, wie viele verschiedene Rädchen ineinandergreifen, damit unser tägliches Leben funktioniert. Und dafür arbeiten überall Kolleginnen und Kollegen von uns.“

Als Interessenvertreter dieser Beschäftigten in allen Branchen seien die Gewerkschaften wichtiger denn je, so Vassiliadis. „Wenn wir als Gewerkschaften gestalten können, greifen wir zu. Wir brauchen aber auch Partner in der Politik, für die wir kein Fremdwörterbuch mitbringen müssen, wenn wir über den Sozialstaat oder über Mitbestimmung reden.“

Jede der Delegationen der Mitgliedsgewerkschaften wurde eingangs von Christian Hoßbach begrüßt. „Ihr kämpft für die S-Bahn und da stehen wir an eurer Seite“, so Hoßbach an die Berliner EVG’lerinnen und EVG’ler gewandt. „Wir sind da völlig einer Meinung, dass ein funktionierendes System nicht zerschlagen werden darf.“ Dies sei einer der Punkte, bei denen es zwischen dem DGB und Teilen des Berliner Senats gekriselt habe. „Wir werden hier sehr aufmerksam bleiben und dafür sorgen, dass die Beschäftigten nicht Leidtragende der Ausschreibung sind.“ 

Eine gelungene Veranstaltung - so die Einschätzung von Berlins EVG-Chef Michael Bartl zum Maifeiertag 2021. „Dieser Tag der Arbeit ist zwar nicht wie üblich, aber besser schon als im vorigen Jahr. Die Beteiligung der EVG war gut und besonders freuen wir uns, dass wir als spontanen Gast den ehemaligen Vorsitzenden der EVG, Alexander Kirchner, begrüßen konnten.“ 

Die Kundgebung am Brandenburger Tor war aber nicht die einzige Aktivität der Berliner Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter am Maifeiertag. Von den Berliner Gewerkschaftszentralen aus starteten Fahrraddemos zum Tempelhofer Feld; die EVG hatte sich mit den Kolleginnen und Kollegen der GEW zusammengetan und zeigten hier auch deutlich Präsenz. Selbstverständlich mussten während der Fahrraddemo alle Kolleg*innen eine medizinischen Maske tragen sowie einen Abstand von 1,5m einhalten. In bester Stimmung wurde von der Ahornstraße aus quer durch die Stadt, vorbei am Tiergarten in Richtung Tempelhofer Feld und zeigten gut sichtbar die EVG nach außen. Während der Fahrt wurde ordentlich geklingelt und manch ein Kollege war mit seiner gesamten Familie dabei und konnte damit zeigen: wir sind wirklich eine generationsübergreifende Eisenbahner*innenfamilie.

Auf dem Tempelhofer Feld warteten bereits weitere Kolleg*innen des DGB. Vertreterinnen und Vertreter der Mitgliedsgewerkschaften hielten kurze Reden. Für die EVG sprach Gewerkschaftssekretär Sebastian Wormsbächer und stellte klar, dass trotz Corona Pandemie wir als Eisenbahner*innenfamilie weiter wachsen und stärker werden wollen. 

Allgemeines Fazit: Es war eine tolle Fahrraddemo, die ein Funken Hoffnung für alle versprühte und vor allem Solidarität nach außen zeigte. Im kommen Jahr wird sicherlich eine große Demo, ohne Abstand wieder möglich sein, so die Hoffnung aller.

„Solidarität ist zwingend notwendig“, fasst Michael Bartl die Botschaft dieses Tages zusammen. „Wir müssen aufpassen, dass die Pandemie nicht zu Lasten der Schwächsten in der Gesellschaft geht und dass diejenigen, die als systemrelevant bezeichnet werden, am Ende nicht die Verlierer der Krise sind.“