Initiatorin des Intern. Frauentages – zum 90. Todestag Clara Zetkins

Schaut man im deutschen Digitalen Frauenarchiv unter dem Namen Clara Zetkin nach, findet man u.a. folgende Schlagwörter:  

Emanzipation, Erwerbsarbeit, Faschismus, Frauenbewegung, Gleichheit, Frauenwahlrecht, Kapitalismus, Krieg, Sozialismus, Ausbeutung, Bildung, Koedukation,  Gewerkschaft, Frauenrechte, Scheidung, Solidarität und Vereinbarkeit

Wer war diese Frau, die sich mit all diesen Themen auseinandergesetzt hat?

Clara Zetkin, geb. Eißner wurde am 05.07.1857 im Dorf Wiederau im Erzgebirge geboren. Ihr Vater, ein Dorfschullehrer, sympathisierte mit den Idealen der Revolution von 1848. Claras Mutter engagiert sich in der bürgerlichen Frauenbewegung. So war der Bildungsweg Clara nicht verschlossen und sie konnte das Lehrerinnenseminar der Frauenrechtlerin Auguste Schmidt in Leipzig besuchen. Das Seminar schließt sie als Fachlehrerin für moderne Sprachen ab. In den Diskussionsnachmittagen des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins befasste sie sich erstmalig mit dem Thema Gleichberechtigung und trifft dort auf Vertreter:innen der Sozialdemokratie. Schon 1872 tritt sie der Sozialistischen Arbeiterpartei bei. In dieser Zeit lernte sie auch den russischen Revolutionär Ossip Zetkin kennen.

Nach Abschluss der Ausbildung arbeitete Zetkin als Erzieherin in Sachsen und Österreich. Um der Verfolgung unter den Sozialistengesetzen Bismarcks zu entgehen, folgte sie 1882 Ossip ins Exil nach Paris. Eine Heirat war wegen fehlender Papiere nicht möglich, dennoch führte Clara von dieser Zeit an den Nachnamen Zetkin. Sie befasste sie sich intensiv mit dem Studium der marxistischen Theorie und wurde in der Arbeiter:innen- und proletarischen Frauenbewegung aktiv. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie mit Sprachunterricht, Übersetzungen und Artikeln.

1889 stirbt Ossip. Nun, alleinerziehende Mutter zweier Söhne, bereitete sie den Gründungskongress der zweiten Internationale in Paris mit vor. Dort hält sie ein Referat über die proletarische Frauenbewegung mit dem Titel „Für die Befreiung der Frau“. Darin forderte sie die vollständige berufliche und gesellschaftliche Gleichberechtigung der Frau und deren aktive Teilnahme am Klassenkampf.

Nach Aufhebung der Sozialistengesetze kehrt Clara Zetkin 1891 zurück nach Deutschland und setzt in Stuttgart ihre publizistische und aktive Arbeit fort. 1892 gründete und leitete die sozialdemokratische Zeitschrift „Gleichheit“ und prägte diese bis zu ihrem Ausscheiden 1917.  

1899 heiratete Clara Zetkin den jungen Maler Georg Friedrich Zundel. In ihrem Ihre politische Tätigkeit setzt sie weiter fort. Im Hause Zetkins trafen sich oft die sozialistischen Führungsköpfe.

Als erste Frau wurde Clara Zetkin 1895 in ein leitendes Organ der sozialdemokratischen Partei gewählt, 1907 wurde sie Sekretärin des Internationalen Frauensekretariats der sozialistischen Arbeiterinternationale und leitete das Frauensekretariat der SPD. In den Jahren von 1909 bis 1917 ist sie im Parteivorstand der SPD aktiv.

Clara Zetkin galt als eine brillante Rednerin. So schlug sie 1910 auf der zweiten Internationalen Konferenz sozialistischer Frauen in Kopenhagen die Einrichtung eines Internationalen Frauentags vor, was mit Begeisterung aufgenommen wurde und noch heute traditionell am 8. März in der ganzen Welt begangen wird.

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges bedeutet für Clara Zetkin eine Zensur. Ihr Mann meldete sich freiwillig an die Front, die SPD betrieb eine reformistische Politik des Burgfriedens und stimmt den Kriegskrediten zu. Clara Zetkin hingegen nahm eine radikal antimilitaristische Haltung ein. Sie trat vehement gegen diesen Burgfrieden auf und schloss sich der linken Strömung in der SPD um Liebknecht und Luxemburg an. Für ihre Gesinnung wurde sie 1915 für vier Monate versuchten Landesverrats inhaftiert, weil sie unter anderem mit einem Aufruf an die Arbeiter:innen aller Länder auffordert, mit Sabotageakten gegen den Krieg zu kämpfen.

Der Bruch mit der SPD war endgültig. 1917 trat sie der USPD, 1919 der KPD bei, deren Politik sie im Vorstand maßgeblich mitgestaltete. Als eine der ersten Frauen war sie 1919 in der Verfassungsgebenden Landesversammlung Württembergs und von 1920 bis 1933 vertritt sie die KPD im Reichstag. Als große Bewunderin W.I. Lenins befasste sich die erste Rede, der KPD, die sie dort hielt, mit den Errungenschaften der Oktoberrevolution 1917 und forderte die Solidarität mit der Sowjetunion ein.

Zetkins Positionen zum Thema Gleichberechtigung und Frauenrechte stieß auch in der KPD oft auf Unverständnis und Widerstand. Die KPD war zu diesem Zeitpunkt eine fast reine Männerpartei. Clara Zetkin verlor nach und nach ihren großen politischen Einfluss und wurde ins Abseits gedrängt, in bedeutsame Entscheidungsprozesse wurde sie vermutlich nicht mehr einbezogen.

Zudem kränkelte sie zunehmend und hielt sich zeitweise zur Kur in der Sowjetunion auf. In den Jahren 1921-1925 leitete sie noch die Zeitschrift "Die Kommunistische Fraueninternationale". Sie war 1925-1933 Präsidentin der Roten Hilfe und organisierte unter anderem Kampagnen gegen die Hungersnot in Russland und zur Rettung von der beiden us-italienischen Anarchisten Sacco und Vanzetti (die beiden waren in einem umstrittenen Prozess trotz weltweiter Proteste zu Tode verurteilt worden). Bis zu ihrem eigenem Tode war sie Mitglied im Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale (EKKI).

Ihren letzten öffentlichen Auftritt hatte Clara Zetkin 1932. Am 30. August eröffnete sie als Alterspräsidentin den letzten vor der Machtübernahme der Nazis neugewählten Reichstag. Hermann Göring war Reichstagspräsident, die Nazis stellten die stärkste Fraktion. Schwer krank und fast blind äußerte sie die Hoffnung „trotz meiner jetzigen Invalidität das Glück zu erleben, als Alterspräsidentin den ersten Rätekongress Sowjetdeutschlands zu eröffnen“ und plädierte eindringlich für die Einheitsfront gegen den drohenden Faschismus.

Knapp ein Jahr später starb Clara Zetkin am 20. Juni 1933 in Archangelskoje in der Sowjetunion. Ihre Urne wurde an der Kremlmauer in Moskau beigesetzt. Heute erinnern zahlreiche Denkmäler und Statuen an sie und viele Straßen und weitere Orte tragen ihren Namen.

Ein Artikel des Arbeitskreises Geschichte/Frauengeschichte der Bundesfrauenleitung.