Bundesfrauenkonferenz beendet: „Gute Voraussetzungen geschaffen“

Mit der Verabschiedung von 16 politischen Anträgen ist die Bundesfrauenkonferenz 2017 der EVG zu Ende gegangen.

Sie zeigen die ganze Vielfalt und das breite Spektrum auf, mit denen sich die EVG-Frauen befassen. „Wir haben neue und gute Voraussetzungen für die kommenden fünf Jahre geschaffen“, bilanzierte die Vorsitzende der Bundesfrauenleitung, Erika Albers.

Im Bundesvorstand werden künftig 13 Frauen vertreten sein. „Ich freue mich darauf, wenn wir im BuVo geballt als Frauenleitung auftreten“, so Erika Albers. „Wir werden euch aber auch immer auf dem Laufenden halten.“

Die EVG-Frauen fordern u.a.:

  • Die Durchführung von Projekten zur Untersuchung der Veränderungen der Arbeitswelt und der Auswirkungen auf die Arbeitsplätze von Frauen
  • Spezielle Qualifizierungen für Frauen zur Stärkung des Frauenanteils in den Gremien der EVG
  • Maßnahmen für geschlechterspezifischen Arbeits- und Gesundheitsschutz
  • Die Änderung des Teilzeit-Befristungsgesetzes: Der Gesetzgeber muss ein Recht zur Rückkehr aus Teilzeit- in Vollzeitbeschäftigung schaffen sowie die sachgrundlose Befristung abschaffen
  • Den Ausbau von Kinderbetreuungsmöglichkeiten in Wohnort- bzw. Arbeitsplatznähe
  • Politische Aktivitäten zur Bekämpfung der Altersarmut von Frauen
  • EVG-intern: einen Genderbericht, die Überprüfung aller Veröffentlichungen auf gendergerechte Sprache, spezielle Seminare für Funktionärinnen und weibliche Mitglieder
  • Spezielle tarifvertragliche Regelungen für Alleinerziehende
  • Die Anerkennung von Erziehungszeiten für vor 1992 geborene Kinder von Beamtinnen
  • Mehr Maßnahmen für Grundbildung und Alphabetisierung

Gundula Hutzler-Schmidt, Ilona Kroschwitz, Christa Leisenheimer, Marlies Stempin, Gudrun Wedow und Heidi Zeidler wurden aus der Bundesfrauenleitung verabschiedet.

Zuvor hatte die Bundesfrauenkonferenz 2017 ihren emotionalen Höhepunkt erreicht: die Verabschiedung von Helga Petersen. 17 Jahre lang hat Helga die Frauen- und Gleichstellungspolitik unserer Gewerkschaft im Hauptamt geleitet. „Du warst eine große Bereicherung“,  so die Vorsitzende der Bundesfrauenleitung, Erika Albers. „Du hast die Frauenarbeit in unserer EVG in dieser Zeit wesentlich geprägt. Helgas Leidenschaft sind Schulungen und Seminare – wir haben eine Idee gehabt und dann kam sie uns hat die Struktur eingezogen - und dann aber auch alle am Arbeiten gehalten.“

Die Geschäftsführende BFL überreichte Helga einen großen Blumenstrauß, ein Präsent und eine Urkunde. „Ich weiß nicht, wie die Frauenarbeit in der EVG weitergeht, aber ich weiß, dass sie nicht ohne Helga weitergeht – denn Helga hat sich entschieden, im Ehrenamt weiterzumachen.“

"Alle politischen Themen sind Frauenthemen“

Zu Beginn des zweiten Konferenztages hat die Geschäftsführende Bundesfrauenleitung eine positive Bilanz der Frauenarbeit in der EVG in den vergangenen fünf Jahren gezogen.

„Die Frauen in der EVG bringen such ein, nicht nur wenn es um so genannte Frauenthemen geht“, fasste die Vorsitzende der BFL, Erika Albers, zusammen. „Alle politischen Themen sind Frauenthemen.“

Auch Frauen, die aus dem Berufsleben ausscheiden, „bleiben als Seniorinnen bei uns in der Frauenpolitik. Denn auch Seniorenpolitik ist Frauenpolitik.“ Frauen seien überdurchschnittlich von Altersarmut betroffen und bedroht, „deshalb haben wir viele Punkte zum Thema Rente auf dem Tisch, daran werden wir weitererarbeiten.“

Für diesen frauenpolitischen Ansatz wachse auch in der EVG allgemein das Verständnis. „Hin und wieder haben wir auch männliche Kollegen gefunden, die den Finger gehoben und gesagt haben: Vergesst die Frauenaspekt nicht.“ Im allgemeinen Sprachgebrauch „verläuft es zwar noch schleppend, aber es ist allmählich in den Köpfen angekommen, dass wir Kolleginnen und Kollegen sind“, bilanzierte Madeleine Kremer.

„Die EVG ist noch zu männerdominiert, wir müssen aber auch die Ursachen dafür finden.“

Regina Rusch-Ziemba, Stellvertretende EVG-Vorsitzende

Allerdings ist noch längst nicht alles gut. Die Teilnehmerinnen der Konferenz sortierten im Metaplanverfahren die Themen, die in den kommenden fünf Jahren vorrangig bearbeitet werden sollen. „Und da finden wir viele Themen wieder, die wir schon bei der letzten Bundesfrauenkonferenz auf dem Tisch hatten“, so Birgit Schmidt. „Entgeltgleichheit, Vereinbarkeit – daran müssen wir weiterarbeiten.“ Dazu gehöre auch, die Sichtbarkeit der Frauen in den Medien der EVG zu erhöhen.

Es gebe aber auch zu wenig hauptamtliche Kolleginnen in der EVG, hakte die Stellvertretende Vorsitzende Regina Rusch-Ziemba ein. Derzeit gebe es nur rund 12 Prozent Gewerkschaftssekretärinnen, 25 Prozent seine wünschenswert. „Es muss selbstverständlich sein, dass Frauen Gewerkschaftssekretärinnen sind – die EVG ist noch zu männerdominiert, wir müssen aber auch die Ursachen dafür finden.“

Bundesfrauensekretärin Helga Petersen warf einen Blick auf die frauen- und familienpolitischen Highlights der vergangenen fünf Jahre. Mit dem Entgeltgleichheitsgesetz und dem Entgelttransparenzgesetz sowie dem „Elterngeld plus“ seien echte Meilensteine erreicht worden. Auf europäischer Ebene müssten aber noch dicke Bretter gebohrt werden. „Wir brauchen bessere Arbeitsbedingungen für Frauen in Verkehrsbetrieben. Die Verkehrskommissarin Violeta Bulc ist nicht sehr frauenbewegt, daher müssen wir die Lobbyarbeit permanent fortsetzen.“ Viele Unternehmen hätten „immer noch nicht erkannt, dass sie die Frauen in den brauchen und dass Frauen diese Jobs aber nicht annehmen, sie dann aber brauchen und dass Frauen solche Jobs nicht annehmen, wenn sie nicht gute Arbeitsbedingungen vorfinden.“

One Billion Rising: EVG-Frauen tanzen gegen Gewalt

Tanzen gegen Gewalt

Das ist keine Konferenz wie jede andere: Der erste Tag der Bundesfrauenkonferenz endete mit einem politischen Tanz-Event. Die EVG-Frauen beteiligten sich an der weltweiten Aktion „One Billion Rising“ - einer Kampagne, die gegen Gewalt gegen Frauen protestiert.

„One Billion Rising“ wurde 2012 von der New Yorker Künstlerin Eve Ensler initiiert. „One Billion“ heißt auf Deutsch „eine Milliarde“. Diese Zahl bezieht sich auf eine Statistik der Vereinten Nationen, nach der eine von drei Frauen in ihrem Leben vergewaltigt oder Opfer einer schweren Körperverletzung wird - rechnerisch gesehen sind also eine Milliarde Frauen weltweit Opfer von oftmals sexualisierter Gewalt.

Ziel der Kampagne ist, eine Milliarde Frauen zum Protest gegen diese Gewalt zu bewegen – zum Beispiel durch einen gemeinsamen Tanz. Durch die Veröffentlichung der Tanz-Videos werden mehr und mehr Frauen zum Mitmachen animiert. Die EVG-Frauen haben dazu einen tollen Beitrag geleistet. Auch unser Video wird in Kürze im Netz veröffentlicht werden.

Digitalisierung und die Auswirkungen auf die Arbeitsplätze

Claudia Dunst

Zuvor hatte sich die Bundesfrauenkonferenz mit einem sehr spannenden und vielfältigen Thema befasst: der Digitalisierung und ihren Auswirkungen auf die Arbeitsplätze insbesondere von Frauen. Die Digitalisierung ist ein umfassender Prozess, der fast alle Branchen erfasst, führte Christina Schildmann von der Hans-Böckler-Stiftung aus. Für Frauen birgt er sowohl Chancen als auch Risiken. Einerseits verschwinden viele sog. Klassische Frauenberufe. Andererseits entstehen möglicherweise neue Chancen für Frauen, wenn z.B. die sozialen bzw. personenbezogenen Dienstleistungen aufgewertet werden.

Weitgehend offen ist noch die Frage, ob dadurch auch die Geschlechterverhältnisse in Bewegung kommen. Beispiel mobile Arbeit: Männer können sie durchaus positiv für sich im Sinne einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf nutzen. Auf der anderen Seite birgt sie für Frauen die Gefahr, dass sie noch einmal mehr auf die klassische Rollenzuschreibung – Frauen leisten Familienarbeit – festgelegt werden.

Die EVG hat auf die Herausforderungen der Digitalisierung mit dem Tarifvertrag Arbeit 4.0 reagiert. Claudia Dunst aus der Tarifabteilung arbeitete noch einmal seine Charakteristika heraus: Die Qualität der Arbeit ist Ziel tarifpolitischer Gestaltung, das Thema hat einen starken Prozesscharakter, die Rolle der Mitbestimmung wird gestärkt. „Welche Veränderungen gibt es speziell bei frauentypischen Berufen? Das wollen wir in den kommenden Monaten mit euch diskutieren“, so Claudia Dunst. „Ihr gebt den Input für die Fortentwicklung des TV Arbeit 4.0.“

Chancengleichheit fördern - Hemmnisse abbauen

Zum Auftakt der Bundesfrauenkonferenz unserer Gewerkschaft hat der EVG-Vorsitzende Alexander Kirchner für mehr Chancengleichheit in unserem Organisationsbereich und in der EVG selbst geworben.

Frauen sind in den Gremien der EVG immer noch unterrepräsentiert. Wir müssen sehen, was wir als Organisation tun müssen, um Hemmnisse abzubauen.“

Aber auch in den Unternehmen ist noch viel für die Chancengleichheit zu tun. „Es ist immer noch nicht gelungen, den Beruf der Eisenbahnerin in vollem Umfang zu etablieren.“

In den Mittelpunkt seiner Ausführungen stellte Kirchner die bevorstehende Bundestagswahl und  die Forderungen des DGB. Der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften erheben vor allem drei Kernforderungen:

  • Kurswechsel in der Rente. „Das Absenken des Rentenniveaus ist eine Katastrophe und würde viele Menschen ihrer Chance berauben, im Alter ein menschenwürdiges Leben zu führen.“ Der Kurswechsel in der Rente müsse aber eingebettet werden in die Stabilisierung der Sozialsysteme insgesamt.
  • Prekäre Arbeitsformen zurückdrängen. Leiharbeit, Teilzeit, Befristungen, Werkverträge – hiervon sind oftmals Frauen betroffen. „Wir müssen vor allem den Anteil von tarifgebundener Arbeit steigern.“
  • Handlungsfähiger Staat. Das zeigt sich auf den Feldern Bewältigung der Flüchtlingssituation, Bildung und Infrastruktur. „Deutschland ist nicht reich an Rohstoffen, sondern wir sind reich an Intelligenz und Innovationsfähigkeit. Das hat uns stark gemacht. Wir wieder mehr in Bildung investieren, das ist unsere einzige Chance, langfristig auf dem Weltmarkt bestehen zu können.“

„Wir müssen über die Mauern hinübersteigen und die Probleme an ihrer Wurzel lösen.“

Alexander Kirchner, EVG-Vorsitzender

„Wir haben viele Krisen und Konflikte bisher nur im Fernsehen wahrgenommen“, so Kirchner mit Blick auf die aktuelle weltpolitische Lage. „Jetzt werden wir mit ihren Folgen hautnah konfrontiert.“ Mauern hochziehen und sich abschotten sei aber keine Lösung. „Wir müssen über die Mauern hinübersteigen und die Probleme an ihrer Wurzel lösen.“ Es gebe heute die technischen Möglichkeiten, um Hunger und Klimawandel zu bekämpfen, „es ist eine Frage des politischen Wollens. Das sehen wir derzeit nicht. Und deswegen müssen wir dafür etwas tun.“

Landesverbände Frauen

Die Landesverbände Frauen stellen sich vor: Auf der Bundesfrauenkonferenz haben alle EVG-Landesverbände Frauen eine „Wandzeitung“ erstellt und davon ein Foto gemacht. Dazu gibt es noch jeweils ein Statement.

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Bilder von der Konferenz