Keolis/eurobahn: BG-Tour nach Paris war ein Erfolg - Warnstreik läuft weiter

Mit vielen positiven Eindrücken kommen rund 30 Kolleg*innen der EVG-Betriebsgruppe Keolis/eurobahn in Hamm wieder nach Hause. Sie haben mit ihrer Kundgebung vor der Konzernzentrale in Paris erzwungen, dass sie von Vertretern der Geschäftsführung empfangen wurden - und haben dabei ihren Standpunkt und den der EVG im laufenden Tarifkonflikt erläutert. Jetzt warten wir gespannt, welche Signale die Konzernspitze aus Paris an Keolis Deutschland sendet. Währenddessen geht der Warnstreik im eurobahn-Land weiter - bis Mittwochabend, 18 Uhr.

Hintergrund: Nach drei Verhandlungen in der laufenden Tarifrunde sind die Angebote immer noch unzureichend. Bereits Ende März und Anfang April hatten die Beschäftigten vorübergehend die Arbeit niedergelegt. Auf Arbeitgeberseite ist aber weiterhin keine Bewegung zu erkennen. Die Knackpunkte:

  • Keolis/eurobahn will verschiedene Mitarbeitergruppen unterschiedlich begünstigen. Das machen wir nicht mit. Alle Beschäftigten tragen zum Erfolg des Unternehmens bei. Deshalb müssen alle gleich berücksichtigt werden.
  • Der erste Schritt des EVG-Wahlmodells ist bereits bei der Keolis/eurobahn vereinbart. Über die zweite Stufe gibt es keine Einigung.

Bestreikt werden diesmal alle Standorte des Unternehmens. Bis Mittwoch 18 Uhr kann es also auf den von der Eurobahn betriebenen Strecken zu Zugausfällen und massiven Verspätungen kommen. Die Verantwortung dafür trägt ausschließlich der Arbeitgeber. Die Beschäftigten der Werkstatt Hamm hatten bereits seit der Spätschicht am Montagabend die Arbeit niedergelegt. Auf den Linien RB 59, RB 67/71, RE 78 sowie RE 13 kommt es seit dem Morgen zu streikbedingten Ausfällen.

Betriebsgruppe Keolis/eurobahn - auf nach Paris zur Keolis-Zentrale

Montag, kurz vor 21:00 Uhr - los geht es in Hamm

Mitglieder der Keolis-Betriebsgruppe aus Hamm nehmen den langen Weg nach Paris auf sich. Vor der dortigen Konzernzentrale machen sie sich am Dienstag für unsere Forderungen stark.

Mit dabei sind Triebfahrzeugführer*innen aus Rahden, Lemgo, Düsseldorf und Mönchengladbach, Kundenbetreuer*innen aus Rahden und Bielefeld, Werkstatt-Beschäftigte aus Hamm sowie sich solidarisierende Kolleg*innen anderer Unternehmen. 

00:56 Uhr - Kurz vor der belgischen Grenze

Auf einem Rasthof wird eine weitere Kollegin mit aufgenommen, die trotz Urlaub die "Mission" unterstützt. 

Die Gruppe ist müde, aber hochmotiviert. Einige der Werkstattkollegen hatten am Montag noch ihre Frühschicht absolviert.

06:32 Uhr - Ankunft in Paris

Nach kurzer Nacht erreicht die Gruppe Paris. Ihr Ziel: die Keolis Konzernzentrale in der Rue le Peletier, wo sie gegen 09:00 Uhr ihre Forderungen vortragen. Speziell dafür wurden die Forderungen ins Französische übersetzt. Unterstützung erhalten sie von Kolleg*innen der CGT, die sich solidarisch zeigen.

09:00 Uhr - EVG-Delegation vor Keolis-Zentrale

In Paris erfahren unsere Kolleg*innen viel Zuspruch, Passanten fragen, worum es geht, Autos hupen. Gegen 10.00 Uhr soll es nun einen offiziellen Termin mit Keolis geben.

12:00 Uhr - Keolis steht am Scheideweg

Links im Bild: Jean-Marie Joly, Direktor Soziales (links) und Sebastian Bitterwolf, EVG (rechts)

Nach dem einstündigen Gespräch mit Arnaud von Troeyen, im Keolis-Konzernvorstand zuständig für das Deutschlandgeschäft, zieht Gewerkschaftssekretär Sebastian Bitterwolf ein erstes positives Fazit. „Zum Ende hin sind die Arbeitgeber immer ruhiger geworden und das werten wir als gutes Zeichen“, so Sebastian.

„Wir haben deutlich herausgestellt, dass Keolis sich am Scheideweg befindet. Wenn sie im SPNV-Markt bestehen wollen, brauchen die qualifiziertes Personal und das bekommen sie nur mit guten Tarifverträgen.“   

13:30 Uhr - Treffen mit CGT-Kolleg*innen

Nicht nur unsere Keolis-Kolleg*innen demonstrieren heute in der französischen Hauptstadt. Der französische Gewerkschaftsbund CGT hat zu einem Aktionstag in die Hauptstadt gerufen. CGT-Generalsekretär Laurent Brun (Bildmitte) gesellt sich zu den EVG-Kolleg*innen zum Gruppenbild.

14:30 Uhr - EVG'ler lautstark auf CGT-Demo

Bei der Kundgebung unserer französischen Schwesterngewerkschaft zeigen sich die Kolleg*innen solidarisch - und fallen durchaus auf. Hier dem Pariser Lokalfernsehen, dass sogleich an den Beweggründen der Teilnahme interessiert war.

19.00 Uhr - Geschafft, aber zufrieden

Ein aktions- und ereignisreicher Tag liegt hinter den EVG-Mitgliedern der BG Keolis/eurobahn. Beeindruckt und emotionsgeladen verabschieden sie sich mit einem Abstecher zu DEM Wahrzeichen der Stadt. Dann geht’s zurück nach Hause: geschafft, aber zufrieden. Sie nehmen die Bestätigung mit nach Hause, dass ihre anstrengende Reise, stellvertretend für die anderen Kolleg*innen der eurobahn, ein Erfolg war. Ein Erfolg, dem Arbeitgeber sehr deutlich gezeigt zu haben, dass er die Eisenbahner*innen mit ihren Forderungen ernst nehmen muss. Die Beschäftigten der eurobahn unterstreichen diese Entschlossenheit gleichzeitig mit ihrem noch laufenden Warnstreik in NRW. Das Unternehmen meldet auf seiner HP ständig neue Zugsaufälle. Erst Mittwochabend um 18 Uhr wird der Warnstreik nach dann 48 Stunden beendet. Jetzt ist es für den Arbeitgeber Zeit, zu handeln.

Das war unser Live-Ticker Hamm-Paris-Hamm.




Wir haben gefragt: Was nimmst du für dich persönlich mit?

Christiane Trummer - TF aus Mönchengladbach

Für mich war es eine tolle Erfahrung. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass uns Keolis zum Gespräch einlädt und dass wir dort unseren Standpunkt klar machen können. Wir sind einfach deutlich dichter dran als die Zentrale in Paris. Deshalb ist es wichtig, dass man auf uns hört.

Sven Weiß - TF Lemgo

Der Tag war sehr interessant und sehr ausgefüllt, wir hatten keine Minute Leerlauf. Überwältigend war, wie viele Leute an der CGT-Demo teilgenommen haben. Persönlich glaube ich als Mitglied der Tarifkommission, dass wir in den nächsten Tagen eine Einladung von Keolis Deutschland bekommen, um weiter zu verhandeln.

Frank Lagoda - Teamleiter Werkstatt Hamm-Heessen

Was mich sehr berührt hat war, dass wir mit relativ wenig Leuten hier viel erreicht haben. Wir haben es geschafft, dass die Chefetage von Keolis aufmerksam geworden ist und uns zum Gespräch geladen hat. Das fand ich klasse. Wer laut ist, erreicht mehr.

Videos aus Paris

Wir haben gefragt: Warum fährst Du mit nach Paris?

Stefan Meyer - Lokführer in Raden

Mir ist es wichtig, dass wir einen vernünftigen Tarifabschluss hinbekommen, der nicht auf dem Rücken der Beschäftigten einen einseitigen, wirtschaftlichen Vorteil für die Keolis zur Folge hat.

Jannik Hemkentokax - DB Netz, Instandhaltung

Ich fahre mit nach Paris, weil ich meine Solidarität mit den Kolleg*innen von der eurobahn zeigen und die Konzernführung wachrütteln möchte, damit unsere Forderungen gehört werden.

Frank Knapkorte - Mechaniker, Werkstatt Hamm

Mir geht es darum, dass nicht nur ein Teil der Belegschaft von der Tarifrunde profitiert, sondern dass wir alle berücksichtigt werden, von den Kundenbetreuern, über die Werkstatt-Beschäftigten, die Lokführer bis hin zu sonstigen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen.