Die Unsichtbaren sichtbar machen

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) erinnert mit einem Informations- und Gedenkort an Eisenbahnerinnen und Eisenbahner, die von den Nationalsozialisten verfolgt wurden. Der Gedenkort ist am 2. Mai, dem 86. Jahrestag der Zerschlagung der freien Gewerkschaften, eröffnet worden.

Alexander Kirchner und Petra Müller

123 Namen von politisch oder rassisch verfolgten Eisenbahner*innen zeigt die Wandtafel im Eingangsbereich der Berliner EVG-Zentrale. In silbrigen Buchstaben treten die Namen aus einer dunkelgrauen Wand heraus. Die Künstlerin Petra Müller hat damit den Grundgedanken „die Unsichtbaren sichtbar machen“ visuell umgesetzt. Auf einem Touchscreen können zu jedem der Namen Informationen und ggf. Dokumente aufgerufen werden. In diesem Rahmen werden erstmals auch Schicksale von bisher weitgehend unbekannten Nazi-Opfern aufgezeigt.

Die Initiative zu dem Informations- und Gedenkort ging vom Arbeitskreis „EVG Geschichte“ aus, der auch die Informationen zusammengestellt hat. Dabei haben sie auf aktuelle wissenschaftliche Veröffentlichungen, verschiedene Archive, Materialien der Berliner Stolperstein-Initiative sowie auf eigene Recherchen zurückgegriffen. Das Material soll schrittweise erweitert werden.

„Wir können stolz darauf sein, nicht nur in der Gegenwart zu wirken, sondern auch unsere Geschichte aufzuarbeiten“, sagte der EVG-Vorsitzende Alexander Kirchner zur Eröffnung des Gedenkortes. „Wenn ich an unserer Arbeit zweifle, gucke ich in ein Geschichtsbuch. Zu lesen, unter welchen Bedingungen unsere Vorgänger gearbeitet und Gewerkschaftsarbeit gemacht haben, gibt mir stets neue Kraft.“

Wer seine Geschichte nicht kenne, könne auch die Zukunft nicht gestalten, so der EVG-Vorsitzende, der in diesem Zusammenhang auch einen Blick auf die aktuellen Herausforderungen mit rechtspopulistischen und rechtsextremen Parteien warf. Auch in der EVG habe die Auseinandersetzung gerade erst begonnen. „Die Schicksale, an die hier erinnert wird, sind Verpflichtung für uns, dafür zu sorgen, dass es in Deutschland nie wieder Faschismus und nie wieder Krieg gibt.“