Die Situation ist ungewöhnlich, der Auftakt der Tarifrunde 2021 war es auch. Zum offiziellen Start in die neue Tarifrunde hatte die EVG, nicht wie üblich in Präsenz, sondern zu einer digitalen Auftaktveranstaltung eingeladen.
„Die Verhandlungen für die bei der DB AG beschäftigten Kolleginnen und Kollegen haben wir aus gutem Grund vorgezogen, jetzt verhandeln wir, wie vorgesehen, für rund 50 Eisenbahnverkehrsunternehmen, Werke, Schiffsbetriebe und Touristikbahnen“, erklärte EVG-Vorstand Kristian Loroch gleich zu Beginn.
Dass dies unter den gegebenen Umständen nicht einfach wird, machte Torsten Leuschner deutlich, der als Betriebsrat der Bayrischen Oberlandbahn vor der ersten Verhandlungsrunde bei der Transdev berichtete. Er beklagte eine schlechte Vorbereitung und offensichtlich fehlendes Interesse der Arbeitgeberseite. „Es gab kein Konzept, dafür aber unterschiedliche Auffassungen und statt eines Angebots war es an uns, noch mal unsere Forderungen zu erläutern“, kritisierte er.
Dass die bevorstehende Tarifrunde eine ganz besondere Herausforderung sein wird, bestätigten auch Theresia Wolf und Pierre Reyer. Beide führen zahlreiche Tarifverhandlungen im NE-Bereich. „Wir werden sicher einige Verhandlungsrunden brauchen, bis wir uns mit unseren Forderungen durchsetzen, aber am Ende wird auch das wieder klappen“, zeigte sich Theresia Wolf zuversichtlich.
Dass wir auch unter schwierigen Bedingungen durchsetzungsfähig sind, haben wir gezeigt.
Deutlich wurde bei der digitalen Auftaktveranstaltung, dass der Zusammenhalt innerhalb der EVG groß ist. Stellvertretend für die vielen Kolleginnen und Kollegen der DB AG drückten Karsten Ulrichs (Zentrale Fachgruppe Lokführer), Klaus Zecher (DB Regio) und Henrik Maiwald (DB Services) ihre Solidarität mit den NE-Kolleginnen und Kollegen aus. „Gerade der EVG ist es gelungen, sukzessive die tariflichen Erfolge in allen Bereichen der Organisation umzusetzen“, machte Henrik Maiwald deutlich.
Optimistisch zeigte sich auch EVG-Vorstand Kristian Loroch. „Es warten harte Verhandlungen auf uns. Dass wir auch unter schwierigen Bedingungen durchsetzungsfähig sind, haben wir gezeigt. Insofern schauen wir zuversichtlich auf die vor uns liegenden Auseinandersetzungen“, betonte er. Die Besonderheit werde sein, auf die unterschiedlichen Ausgangslagen der Unternehmen einzugehen und trotzdem ein überzeugendes Ergebnis für die gesamte Branche zu erzielen. „Das kriegen wir sicher wieder hin, wenn wir zusammenstehen“, stellte er fest.
Dass sich das Engagement der EVG auszahlt, wurde während des digitalen Auftakts der Tarifrunde auch an anderer Stelle deutlich. Der Bund hatte jüngst verkündet, mit einem weiteren Rettungsschirm für Eisenbahn- und Busunternehmen sehr zurückhaltend zu sein. Daraufhin hatte der stellvertretende EVG-Vorsitzende Martin Burkert kurzfristig Kontakt mit den Landesverkehrsministerinnen und -ministern aufgenommen. Diese signalisierten daraufhin, die Branche nicht im Stich zu lassen, wenn der erste Rettungsschirm aufgebraucht sei. „Das macht wieder einmal deutlich, dass wir es sind, die sich um die Belange der Kolleginnen und Kollegen kümmern“, so EVG-Vorstand Kristian Loroch.