Ehrenamt in der Sozialpolitik: „Einfach tun! Ist nicht so kompliziert“

Stippvisite am vierten Tag der Fachtagung „Soziale Selbstverwaltung“ von EVG und EVA in Magdeburg: Der Nachmittag gehört einem eminent wichtigen Thema, das Sozialversicherung und Gewerkschaft verbindet: dem Ehrenamt.

Soziale Selbstverwaltung bringt ehrenamtliches Engagement in die Sozialversicherung. Über die Bedeutung ehrenamtlichen Engagements und seine Veränderungen berichtete Sebastian Wormsbächer aus der Abteilung MEO der EVG. Das Ehrenamt stärkt das Gemeinwohl und trägt elementar zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei.

Wissenschaftlichen Studien zufolge geht es in der Regel auch mit einer starken demokratischen Gesinnung einher. Klar, dass das Ehrenamt auch in den Gewerkschaften eine enorm wichtige Rolle spielt. Tausende Menschen engagieren sich auf diese Weise für die und mit der EVG; viele von ihnen sind zwar nicht in die Gremien eingebunden, sind aber bei Aktionen aller Art mit dabei, seien es Warnstreiks, Demonstrationen oder betrieblichen Aktionen. Die EVG hat darauf bereits reagiert und die Möglichkeiten erweitert, sich niedrigschwellig und punktuell einzubringen.

Natürlich hat die Pandemie auch in die Ehrenamts-Landschaft ihre Schneisen geschlagen. Die Kommentare, die die Teilnehmenden zu diesem Thema am Moderationskärtchen geschrieben haben, zeigten zunächst ein eindeutiges Bild: Die Kommunikation ist schwieriger geworden; viele haben in dieser Zeit schlichtweg die Lust verloren, sich zu engagieren. „Vor allem der persönliche Kontakt hat gefehlt“, brachte es ein Kollege auf den Punkt. „Das müssen wir uns jetzt alles mühsam wieder zurückholen, und das ist mühsam.“ Aber es gibt auch nicht nur Schatten. „Es gab viele kreative Lösungen vor Ort“, so Versichertensprecher Thomas Bock. „Wir haben uns untergehakt und unter schwierigsten Bedingungen Verantwortung übernommen, das ist für mich auch ein bleibendes Merkmal der Corona-Zeit."

Und natürlich wird bei EVG-Veranstaltungen nicht nur der Bestand aufgenommen, sondern auch immer über Perspektiven und Lösungen diskutiert. So nahm Sebastian viele Themenvorschläge für die bereits bestehende Online-Workshop-Reihe „Akademie Ehrenamt“ mit. Roter Faden der Diskussion: mehr Vernetzung, mehr über die eigenen Aktivitäten reden und dabei auch die Sozialen Medien nutzen. Wir müssen ehrlich und authentisch sein und transparent erklären, was wir erreichen wollen und wie. Und, wie es ein Kollege auf einem Kärtchen schrieb: „Einfach tun! Ist nicht so kompliziert."

Sozialpartner präsentieren und informieren

Auch das ist typisch EVG: Unsere Gewerkschaft hat ein starkes Netzwerk mit den Sozialpartnern geknüpft. Die beiden Fonds (Fonds soziale Sicherung und Wo-Mo-Fonds), Stiftungsfamilie, DEVK, BAHN-BKK, Wertgutenhabenfonds, Sparda-Bank und VDES stehen eng an der Seite der EVG, um unsere Mitglieder in allen Lebenslagen zu unterstützen. Die Präsentation dieses Netzwerks nahm den Vormittag des Donnerstags ein. 

So informierte die Stiftungsfamilie über „peers at work“. Ein Projekt, das die EVG im Rahmen des Fonds soziale Sicherung ab 2018 von Anfang an begleitet und gefördert hat. Das Ziel: die Krankheit Depression zu enttabuisieren und den Betroffenen einen kollegialen, niedrigschwelligen Einstieg in individuelle Hilfsmaßnahmen zu ermöglichen.

Depression ist zwar eine anerkannte Krankheit, nach ihrer Verbreitung her inzwischen sogar eine Volkskrankheit - Betroffene gestehen sie sich dennoch oft nicht ein, geschweige denn, dass sie sich ihren Mitmenschen offenbaren. Genau dafür stehen durch alle Geschäftsbereiche des DB-Konzerns inzwischen 46 „peers“ bereit – allesamt Kolleg:innen, die selbst mit der Erkrankung Erfahrungen gemacht haben und wissen, wovon sie sprechen. Sie stehen als Ansprechpartner:innen in den Betrieben für eine Beratung auf Augenhöhe bereit, um Betroffenen unter anderem therapeutische Möglichkeiten aufzuzeigen. Depression hat tausend Gesichter - und ebenso vielfältig sind die möglichen Heilungswege.

„Peers at work“ ist inzwischen als Regelleistung im DB-Konzern anerkannt. Mehr Informationen unter: www.stiftungsfamilie.de

Fazit: Wir haben viele Baustellen. Aber wir haben auch die Werkzeuge, sie zuzumachen. Und wer das eine Werkzeug nicht hat, kennt vielleicht den, der es hat. Allein von daher sind solche Fachtagungen wichtig und genau richtig platziert am Beginn der neuen Wahlperiode.