Einheitliche Mindest- standards sind notwendig

Die EVG hat Ihre Forderung nach einheitlichen Mindeststandards bei der Lokführerausbildung bekräftigt. Hintergrund: Der Verein mobifair hat inzwischen eine Reihe von eklatanten Mängeln bei der Ausbildung aufgedeckt. Inzwischen beschäftigt das auch die Medien. Das ARD-Magazin „plusminus“ berichtete Mitte Oktober von windigen Praktiken in privaten Lokführerschulen. Ein Lokführerschüler berichtete u.a. davon, dass Prüfungsaufgaben vorher durchgestochen werden, die Prüfung also damit praktisch entwertet wird.

„Eine andere Schule“, heißt es auf der Homepage von plusminus, „bestätigt uns, dass es seit einer Novelle der Ausbildungsordnung keine einheitlich vorgeschriebenen Lehrpläne mehr gebe. Auch fehlten Vorgaben, wie viele Stunden am Simulator und praktisch trainiert werden müsse. Es gebe auch keine zentrale Prüfungsdatenbank. Der Prüfer könne aus der Firma kommen, die den Lokführer später einstellen wolle.“

Lokführer/-innen als Mangelware

Längst ist Lokführer zu einem Mangelberuf geworden. Das Arbeitsamt stellt interessierten Bewerbern einen Bildungsgutschein aus und gut ist. Mehr als 130 Lokführerschulen gibt es inzwischen bundesweit. Rahmenpläne und Qualitätskontrollen? Fehlanzeige. Die Lokführerausbildung ist auf diese Weise zu einem eigenen Geschäftsmodell geworden, „das schwarze Schafe automatisch verursacht“, sagt Helmut Diener, Geschäftsführer von mobifair. „Mittlerweile bildet die Kirche oder der technische Überwachungsverein und viele andere Lokführer aus. Da kommt ein Stempel drauf und ich bin ‚ne Schule. Die Kontrollen finden nach unserer Meinung viel zu gering statt.“

Eine Qualitätssicherung der Ausbildung findet so gut wie nicht statt. Das Zugunglück vom Mannheim im August 2014 hatte bereits gezeigt, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Im vergangenen Jahr wurden 520 Signalverfehlungen gezählt. Das waren 40 mehr als noch im Jahr zuvor und ein neuer Rekordwert. Helmut Diener warnt: „Das ist nicht nur absehbar ein Sicherheitsproblem, das Sicherheitsproblem ist schon unterwegs. Lokführer, die schlecht ausgebildet sind, sind immer ein Sicherheitsproblem.“

Unsere Forderungen für die Lokführerausbildung

Die EVG beackert das Thema seit langem. Eine schleichende Abwertung des Berufsbildes Lokführer werden wir nicht zulassen.
Wir fordern:

  • Grundsätzliche Ausbildungsform muss die klassische EiB/T Erstausbildung (3 Jahre) bleiben.
  • Bei sog. Funktionsausbildungen brauchen wir verbindliche Ausbildungs- und Prüfungsordnungen inkl. Rahmenlehrpläne. Diese müssen länderübergreifend
    abgestimmt werden und als Mindestanforderung gelten. Daraus ergibt sich eine Mindest-Ausbildungsdauer für Lokführer von mindestens 12 Monaten.
  • Nur neutrale, zertifizierte Stellen dürfen Prüfungen abnehmen (sowohl die zum Erlangen des Triebfahrzeugführerscheins als auch die jeweils erste Verwendungsprüfung für eine Infrastruktur bzw. für eine Baureihe).
  • Der Triebfahrzeugführerschein darf erst nach Abschluss der gesamten Ausbildung ausgegeben werden - mit der Abnahme für mindestens eine Baureihe und eine Infrastruktur.
  • Das heutige zweigeteilte Führerscheinsystem (EU-Führerschein international, Zusatzbescheinigung national) ist falsch konzipiert. Besser wäre ein einheitliches System.