Senioren in der EVG: „Wir sollten das Wir stärker hervorheben“

Immer noch verlassen Kolleginnen und Kollege die EVG, wenn sie ihr aktives Berufsleben beenden. Unsere aktiven Seniorengruppen und die Betriebsgruppen wollen dieses Thema jetzt aktiv angehen. Wie sie das tun wollen, erklären Anne Pawlitz, Vorsitzende der Bundesseniorenleitung, und Rainer Perschewski, Vorsitzender des Bundes-Betriebs- und Dienststellengruppenausschusses. 

Anne Pawlitz

Anne, die Bundesseniorenleitung hat federführend ein Konzept zur Mitgliederbindung in dieser Phase entwickelt. Wie sieht das in den Grundzügen aus?

Pawlitz: Für uns ist es ganz wichtig, mit den Kolleginnen und Kollegen, die schon einmal an das Leben nach der Arbeit denken können, in Kontakt zu kommen. Hierzu haben wir ein paar Ideen entwickelt. Zunächst wollen wir unsere Mitglieder darüber informieren, warum eine Mitgliedschaft für Rentner und Pensionäre in der EVG richtig und wichtig ist. Wir wollen vor Ort Tagesveranstaltungen sowohl für Tarifkräfte als auch für Beamtinnen und Beamte anbieten. Die Tarifkräfte ab dem 60. Lebensjahr wollen wir dort über die unterschiedlichen Rentenmöglichkeiten und die Besondere Teilzeit im Alter informieren - und die Beamten über die gesetzlichen Bestimmungen des Beamtenversorgungsrecht. Denn spätestens mit dem 60. Lebensjahr ist es für jeden an der Zeit, sich mit dem 3. Lebensabschnitt zu beschäftigen. Das ist das eine. In einem zweiten Schritt erhalten zu Beginn eines Jahres alle EVG Mitglieder, die in diesem Jahr ihren 63. Geburtstag feiern, Post mit speziellen Informationen und einem Gutschein für eine „Senioren-Mappe“ mit Materialien für den 3. Lebensabschnitt. So können wir den Kontakt herstellen zwischen den betreffenden Kolleginnen und Kollegen und den Seniorengruppen, die künftig für sie zuständig sind. Das reicht uns aber immer noch nicht, mit speziellen „Newslettern für Junge Senioren“ begleiten wir unsere EVGler weiter.  

Kommen damit mehr Arbeit und mehr Verantwortung auf die Seniorengruppen zu?

Pawlitz: Ja, ganz eindeutig. Die Seniorengruppen sind ein ganz wichtiger Teil bei der Umsetzung dieser Ideen. Der persönliche Kontakt, die Organisation von Tagesseminaren, die Übergabe der Informationsmaterialien und die Aktivitäten für „Junge Senioren“ können nur vor Ort gelebt werden. Natürlich wäre es gut, wenn die Seniorengruppen durch Betriebs- und Dienststellengruppen, Betriebsräte, Ortsverbände und Geschäftsstellen dabei unterstütz werden. Denn auch hier gilt : Nur gemeinsam sind wir stark….

„Das politische Denken und Geschehen hört nicht auf, nur weil man aus dem Arbeitsleben ausgeschieden ist.“

Anne Pawlitz, Vorsitzende der Bundesseniorenleitung
Rainer Perschewski

Rainer, was können Betriebs- und Dienststellengruppen tun, um dieses Konzept der BSL zu unterstützen?

Perschewski: Ich denke, es ist gar nicht so kompliziert und hat einfach was mit Mitgliederbetreuung zu tun. Jeder Betriebsgruppenvorstand sollte seine Mitgliederentwicklung im Blick haben, also auch darauf achten, wer in den nächsten Jahren ausscheidet. Das sollten sie schon allein deswegen machen, damit sie nicht von einem plötzlichen Mitgliederschwund „überrascht“ werden. Diese Mitglieder können gezielt persönlich angesprochen und mit Informationen versorgt werden. Auch die Zusammenarbeit mit der DEVK ist hier ratsam, sie kann über Altersvorsorge informieren und über die Inanspruchnahme von Leistungen in Veranstaltungen beraten.

Wie weit ist das Thema in den Betriebsgruppen bereits verankert?

Perschewski: Da stecken wir noch in den Anfängen. Wir haben auf der letzten Sitzung des Bundesausschusses der Betriebsgruppen (BuBa)  das Thema mit Anne besprochen und uns darauf verständigt, die Betriebs- und Dienststellengruppen zu sensibilisieren. Es gibt aber auch schon Aktivitäten von Betriebsgruppen, wie bspw. bei der Berliner S-Bahn, die von sich aus eigene Informationen erstellt haben.

Welche Möglichkeiten des Zusammenwirkens von Betriebs- und Seniorengruppen siehst du?

Perschewski: Ich finde, wir sollten das WIR deutlicher hervorheben. In Berlin wollen wir nach außen wieder verstärkt als EVG Berlin auftreten und den „Separatismus“ ein wenig zurückfahren. Über die Betriebsgruppenausschüsse können wir gemeinsame Veranstaltungen anbieten. 

„Jeder Betriebsgruppenvorstand sollte seine Mitgliederentwicklung im Blick haben.“

Rainer Perschewski, Vorsitzender des Bundes-Betriebs- und Dienststellengruppenausschusses

Anne, warum sollten Seniorinnen und Senioren eigentlich Mitglieder der Gewerkschaft bleiben?

Pawlitz: Das politische Denken und Geschehen hört doch nicht auf, nur weil man aus dem Arbeitsleben ausgeschieden ist. Die politischen Entscheidungen jeder Bundesregierung in der Gesellschafts-, Wirtschafts- und Sozialpolitik und den Sozialversicherungen haben doch entscheidende Auswirkungen für Seniorinnen und Senioren, da braucht es eine starke Interessenvertretung für und mit allen Generationen. Die EVG ist die Interessensvertretung für uns. Eine erfolgreiche Tarifpolitik beeinflusst auch die Höhe der Renten und Versorgung, die 32 EVG Geschäftsstellen beraten und unterstützen in Frage des Rechtschutzes und besonders im Sozialrecht, die Seniorengruppen organisieren vielfältige Veranstaltungen, gesellige und informative. Jedes EVG Mitglied kann sich nach seinen Vorstellungen und zeitlichen Möglichkeiten engagieren. Bei uns wird nicht gerastet, also auch nicht gerostet!