Tag der Schiene: „Die Verkehrswende braucht länderübergreifende Konzepte“

Die Allianz pro Schiene hat eine positive Bilanz zum zweiten Tag der Schiene gezogen. Nach ersten Schätzungen kamen mehr als 120.000 Besucher:innen zu Baustellen-Besichtigungen, Lesungen, Bahnhofsfesten, offenen Werkstätten und Berufsinfo-Veranstaltungen. Insgesamt gab es landesweit rund 400 Veranstaltungen.

Auch das politische Interesse am Tag der Schiene war groß. Bundesverkehrsminister Volker Wissing hatte die Festtage am Rande des Schienengipfels in Frankfurt am Main gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, eröffnet.

Flege zeigte sich nach seinem Besuch zahlreicher Veranstaltungen in der ganzen Republik überwältigt von dem, was die Schienenbranche auf die Beine gestellt hat: „Bei all den Baustellen, die wir gerade auf der Schiene haben und die uns noch bevorstehen – die Branche hat beim Tag der Schiene gezeigt, dass sie mit ganzem Herzen bei der Sache ist und die Menschen für die Bahn begeistern kann."

„Auch beim Tag der Schiene ist der Fachkräftemangel eines der bestimmenden Themen.“

Martin Burkert, EVG-Vorsitzender

Auf einer Sternfahrt mit Sonderzügen aus den Landeshauptstädten Dresden, Erfurt, Magdeburg und Chemnitz nach Leipzig, sagte der EVG-Vorsitzende Martin Burkert: „Um die Verkehrswende voranzutreiben, braucht es länderübergreifende Verkehrskonzepte - vor allem auch im Sinne der Arbeitnehmerschaft. Dazu gehören länderübergreifende Ausschreibungen für den Regionalverkehr.“

Bei der Sternfahrt handelt es sich um eine gemeinsame Veranstaltung der gesamten Schienenbranche. Es sind neben Vertreter:innen der Ministerien und Aufgabenträger unter anderem auch Eisenbahnverkehrsunternehmen und Verbände aus der Region vertreten.

„Auch hier beim Tag der Schiene ist der Fachkräftemangel eines der bestimmenden Themen. Die Arbeitskraft wird zukünftig ein noch knapperes Gut. Mobilitätsangebote und vor allem die Mobilitätswende sind nur mit gut ausgebildetem, hoch motiviertem und genügend Personal realisierbar. Der Tag der Schiene zeigt deutlich, dass die Mobilitätsbranche und die Politik gleichermaßen gefordert sind," so Martin Burkert weiter.

Die EVG in Erfurt hatte für Freitag am Bahnhofsvorplatz wieder zu einer Gesprächsrunde auf dem „Roten Sofa“ eingeladen. Dort nahm als erster der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow Platz und gab ein klares Bekenntnis für die Schiene ab. „Wir brauchen die Verkehrswende, um einen spürbaren Beitrag zur Klimawende zu liefern.“ Allerdings könne ein Bundesland hier nur „Teilaspekte abbilden. Die Eisenbahn als Herzstück der Verkehrswende wird von der Bundesregierung nicht ernst genommen."

„Die Eisenbahn als Herzstück der Verkehrswende wird von der Bundesregierung nicht ernst genommen.“

Bodo Ramelow, Ministerpräsident Thüringen

Wenn wir die Mobilitätswende wollen, so Ramelow weiter, „brauchen wir eine Mobilitätsgarantie. Ich bekämpfe nicht das Auto, sondern ich kämpfe für ein Verkehrsangebot, mit dem du ohne Auto leben kannst, ohne auf etwas verzichten zu müssen.“

Der EVG-Vorsitzende Martin Burkert nahm das zustimmend zur Kenntnis - und ging seinerseits auf den Zustand der Schieneninfrastruktur ein. Investitionsstau: 90 Milliarden Euro. Geplante zusätzliche Mittel bis 2027: 45 Milliarden Euro. 18 Milliarden davon sind finanziert. Allein diese Zahlen zeigen die Mammutaufgabe, vor der wir stehen. „Wenn wir pro Kopf genauso viel in die Infrastruktur investieren würden wie die Schweiz, könnten wir 10-mal so viel Verkehr auf der Schiene anbieten wie heute."

In der Runde wurden weitere aktuelle Fragen zu den Themen ÖPNV, Verkehrswende, Klimaziele, die Rechte von Arbeitnehmer:innen sowie die Rolle der Politik diskutiert.

Die EVG war außerdem bei verschiedenen Veranstaltungen in Karlsruhe, Hannover, Frankfurt, Magdeburg, Osnabrück, Hamburg und Basel vertreten.

Einen Überblick über alle Veranstaltungen findet ihr unter www.tag-der-schiene.de