Drei Betriebsgruppen in einem gemeinsamen Seminar: zu diesem spannenden Experiment kamen Kolleg:innen von der eurobahn, von Abellio Mitteldeutschland und von DB Regio Halle zusammen. Ihr Thema: die Vorbereitung der Betriebsratswahlen 2026. Denn in knapp einem Jahr ist es soweit.
Wie kam die Idee zu dem gemeinsamen Seminar zustande?
Ines Lumpe (Abellio): Wir hatten den Gedanken, dass wir uns untereinander mal vernetzen müssen. Mit den Kolleg:innen der Eurobahn sind wir durch andere Gremien ja schon länger im Kontakt. Und wir als Abellio Mitteldeutschland haben dann gesagt, wir nehmen Regio Halle mit dazu; das passt, da wir ja beide in Mitteldeutschland aktiv sind. Ich persönlich fand es sehr schön, Kolleg:innen, die man ansonsten nur hin und wieder mal sieht, mal eine ganze Woche lang zu erleben. Man vernetzt sich dann auch besser und wir haben seit dem Seminar jetzt noch einen besseren Kontakt zueinander.
Jens Pforte (DB Regio): Ich kann da nur zustimmen. Für mich war die Konstellation ganz spannend, weil wir ansonsten so eine künstliche Distanz aufgebaut hatten. Hier DB Regio, die klassische Bahn, und da die sog. Privaten. Aber das ist Quatsch, wir haben in dem Seminar schnell gemerkt, dass wir im Grunde alle gleich ticken. Ich denke, die Barrieren, die man so im Kopf hatte, haben sich bei uns allen aufgelöst.
Simone Schäfer (eurobahn): Wir waren um die 20 Leute in dieser Woche. Nicht jeder kannte jeden, wir haben uns alle erstmal beschnuppert. Aber schon die Vorstellungsrunde war sehr gut. Wir haben Zweierteams gebildet und uns in Form eines Interviews kennengelernt und uns gegenseitig vor der Gruppe vorgestellt. Das hat die Sache von Anfang an aufgelockert.
Was waren für euch die Highlights des Seminars?
Jens: Dass es die ganze Woche lang intensive Arbeit war. Das hatte ich so nicht erwartet, fand es aber gut. Wir haben zielorientiert gearbeitet und haben Ergebnisse erzielt, mit denen wir weiter arbeiten können.
Ines: Wir haben die Gruppen so zusammengestellt, dass sie immer aus allen drei Unternehmen gemischt waren, so dass wir immer auch die Perspektive der anderen gesehen haben. Vom Zeitplan her war es manchmal ganz schön anstrengend. Aber dann kam abends eben auch die Geselligkeit dazu, dadurch sind wir auch ein bisschen zusammengewachsen. Ich fand es eine sehr gelungene Veranstaltung.
Simone: Auch für mich waren die gemischten, betriebsübergreifenden Arbeitsgruppen das eigentliche Highlight. Jeder hat vom anderen gelernt, dieser Austausch war sehr gut. Ich denke, wir von der eurobahn konnten den beiden anderen Betriebsgruppen einiges mitgeben, aber wir haben auch sehr gute Tipps bekommen.
Was habt ihr denn an Gemeinsamkeiten und Unterschieden festgestellt?
Ines: Unterschiede haben wir eigentlich eher im Vergleich zu den Kolleg:innen aus NRW gesehen. Abellio und Regio Halle sind ja im selben Umfeld unterwegs, wir haben dieselben Probleme z.B. mit Streckensperrungen, auch die Probleme im Kundenkontakt sind dieselben. Man dachte ja, Regio ist der Platzhirsch und wir sind nur die kleine NE Bahn. Aber die tagtäglichen Probleme, die ich z.B. im Kundencenter in Halle mit manchen Kunden habe, haben die Kolleg:innen von Regio im Zug genauso. Es ist doch so, dass wir als Eisenbahner überall dasselbe Schicksal haben. Und im Seminar war es schön zu spüren, dass es selbst nach den vielen Jahren Wettbewerb doch immer noch eine Eisenbahnerfamilie gibt.
Simone: Richtig. Wir haben alle die gleichen Probleme. Wichtig ist, dass man aufeinander zugeht. Unterschiede gibt es natürlich schon: Bei Abellio und bei Regio Halle gibt es GDL-geführte Betriebsräte, bei uns wird der Betriebsrat von einer freien Liste angeführt. Das schafft natürlich unterschiedliche Voraussetzungen für die Betriebsratswahlen.
Jens: Dass bei uns das TEG angewendet wird, macht unsere Arbeit eben schwieriger. Dennoch sehen wir uns für die Betriebsratswahl gut gerüstet. Simone: Ich denke, wir sind alle aus dieser Woche herausgegangen, mit dem klaren Ziel, die Betriebsratswahlen im nächsten Jahr zu gewinnen.
Was nehmt ihr aus der Seminarwoche denn konkret mit für die Kampagne?
Simone: Wir haben einen Zeitstrahl entwickelt, zunächst gemeinsam, und dann auf den jeweiligen Betrieb spezialisiert. Daraus geht klar hervor, wie wir die Kampagne angehen wollen. Wir haben auch alle gemeinsam gesagt, wir müssen jetzt schon anfangen.
Jens: Genau, wir warten nicht auf einen offiziellen Startschuss für die Kampagne, sondern wir legen schon los. In dem Zeitstrahl haben wir eine akkurate Wochenplanung, von der Kandidatenfindung über die Listenaufstellung, die Produktion von Flyern etc. Auch da haben wir uns in dem Seminar intensiv ausgetauscht und so auch voneinander profitiert.
Ines: Bei der Entwicklung des Zeitstrahls haben wir vom Wahltermin aus rückwärts geschaut, wann welche Steps sinnvoll sind und dann auch immer einen gewissen Zeitpuffer eingebaut. Damit wir nicht von den Abläufen überholt werden. Wenn wir zum Beispiel Flyer produzieren wollen, brauchen wir gute Fotos. Das können wir schon langfristig vorbereiten.
Jens: Unser Zeitstrahl hängt in der Geschäftsstelle, wo wir auch immer unsere BG Vorstandssitzungen machen. So haben wir ihn immer vor Augen und können abhaken. Oder eben mehr Dampf machen, wenn wir merken, dass wir in Verzug kommen.
Simone: Du hast gefragt, was wir konkret mitnehmen. Wichtig waren da für mich auch die Tipps zur Produktion von Videos. Damit haben wir in Hamm auch schon begonnen. Wir produzieren kurze Videos, 20 bis 30 Sekunden, in denen jede und jeder aus der Betriebsgruppe etwas zur EVG erzählt, über sich selbst, zu den Fonds-Leistungen etc. Kurz und knackig, natürlich und authentisch. So erreichen wir unsere Leute auch über WhatsApp und andere Messenger.
Könnt ihr euch eine Wiederholung so eines gemeinsamen Seminars vorstellen?
Ines: Aber ja. Ich habe ja Präsenzdienst auf dem Bahnhof in Halle, und mir begegnen öfter Kolleg:innen von Regio. Klar, man hat sich auch früher schon gesehen, aber jetzt kennt man sich halt und das ist schon schöner. Wir sind ja doch eine Familie.
Simone: Auf jeden Fall. Es war sehr entspannt und hilfreich. Und ich kann Jens und Ines nur beipflichten: Wir haben durch diese Woche noch mehr zusammengefunden, das war wirklich gut.
Jens: Klar, auch wir können uns das sehr gut vorstellen. Mir gefällt der Satz von Ines sehr: dass es noch eine Eisenbahnerfamilie gibt. Das habe ich auch im Kopf. Wir sind Eisenbahnerinnen und Eisenbahner, wir geben jeden Tag unser Bestes.