ETF-Kampagne: „Bringt mich sicher nach Hause“

Die Europäische Transportarbeiter:innen-Föderation ETF startet am 8. März (Internationaler Frauentag) die Kampagne „Get me home safely“ („Bringt mich sicher nach Hause“). Hintergrund: Schichtarbeit und späte Start- oder Endzeiten in der Nacht sind bei allen Verkehrsträgern weit verbreitet. Zahlreiche Verkehrsbeschäftigte, vor allem Frauen, sorgen sich daher zunehmend um ihre Sicherheit auf dem Arbeitsweg.

Gewalt und sexuelle Belästigung nehmen in ganz Europa zu. In vielen Ländern gibt es alarmierende Zahlen zu „Femiziden“ (Die Tötung von Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts). Exakte Daten liegen allerdings nicht vor, da zu wenig überwacht und zu wenig darüber berichtet wird.

Eine ETF-Umfrage unter mehr als 1.000 weiblichen Verkehrsbeschäftigten in Europa hat ergeben, dass 63 % von ihnen in jüngster Zeit mindestens eine Gewalttat erlebt hatten. 26 % sagten aus, dass Belästigung zum Job gehöre und meldeten das Problem nicht. 

Dieses hohe Maß an Gewalt und Belästigung gegenüber Frauen hält auch viele davon ab, in der Verkehrsbranche zu arbeiten. Schon jetzt leidet die Branche unter einem akuten Arbeitskräftemangel, da immer mehr Arbeitnehmer:innen ausscheiden, die Belegschaft altert und es aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen kaum Anreize für die Einstellung neuer Mitarbeiter:innen gibt. Sichere Arbeitswege würden die Attraktivität der Jobs für alle Beschäftigten verbessern.

„63 % der weiblichen Verkehrsbeschäftigten in Europa hat in jüngster Zeit mindestens eine Gewalttat erlebt.“

Ergebnis einer ETF-Umfrage

Die jetzt gestartete Kampagne der ETF möchte das Bewusstsein für diese Probleme schärfen und stellt folgende Forderungen:

1. Die Gewährleistung eines sicheren Arbeitsweges ist eine politische Verpflichtung

  • Ratifizierung von ILO 190 über Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt und Umsetzung der Bestimmungen in nationales Recht.
  • Verpflichtende Durchführung einer (geschlechtsspezifischen) Gefährdungsbeurteilung am Arbeitsplatz für den Weg zur Arbeit.

2. Ein sicherer Arbeitsweg ist die Pflicht des Arbeitgebers

  • Den Arbeitsweg in die Gefährdungsbeurteilung am Arbeitsplatz einbeziehen.
  • geschlechtsspezifische Risikobewertung umsetzen, die auch den individuellen Arbeitsweg und den „innerbetrieblichen Pendelverkehr" einschließt (z. B. bei der Bahn liegen Sanitäranlagen, Umkleideräume und der eigentliche Arbeitsplatz oft weit auseinander).
  • Überwachung von Gewalt und Aggression am Arbeitsplatz, auch während des Pendelns und Bereitstellung von Daten, die nach Geschlechtern getrennt sind. 
  • Bereitstellung sicherer Lösungen für den Fall, dass es keine öffentlichen Verkehrsmittel gibt (z. B. kostenpflichtige Taxis oder Kleinbusse), die mit den Gewerkschaften ausgehandelt werden.

3. Ein sicherer Arbeitsweg muss überall verpflichtend sein

  • Bereitstellen von sicheren, zugänglichen und erschwinglichen öffentlichen Verkehrsmitteln für Berufspendler:innen, die nachts unterwegs sind.
  • Lösungen zwischen Arbeitgebern, Gewerkschaften und der Gemeinde aushandeln.
  • Bei der Planung und Gestaltung der Stadt (z. B. in den Bereichen Wirtschaft, Wohnen, öffentlicher Verkehr, Kinderbetreuung) eine geschlechtsspezifische Perspektive einnehmen.
  • Belange von Arbeitnehmerinnen bei der Gestaltung der Infrastruktur und der Planung von Freiflächen, öffentlicher Verkehrsinfrastruktur, sicheren Parkplätzen, öffentlicher Beleuchtung und technischer Unterstützung berücksichtigen.

Die EVG unterstützt die Kampagne. Ähnliche Forderungen sind in der Vereinbarung „Women in Rail“ enthalten, im Bereich Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz und Arbeitsumfeld. Die EVG setzt sich für die Umsetzung dieser Vereinbarung in den Bahnunternehmen ein.

Weitere Informationen

EVG-Bundesvorstand setzt Zeichen: Gewalt gegen Frauen bekämpfen! - hier klicken

ILO 190: Druck der Gewerkschaften zeigt Wirkung! - hier klicken

Vereinbarung „Women in Rail“: Starkes Signal für alle Frauen bei den Bahnen in Europa - hier klicken

ETF-Kampagnenfilm – Get me home safely - (englisch) hier klicken

Video (deutsch)