Video-Überwachung, Mitarbeiterbefragung, Cyber-Angriffe: DB vergibt Datenschutz-Award

Es war einer der größten Unternehmensskandale überhaupt in Deutschland: die Ausschnüffelung der Beschäftigten durch den DB-Konzern.

Ein Skandal mit positiver Langzeitwirkung: Seitdem ist, vorangetrieben durch die EVG, der Datenschutz ein Top-Thema im DB-Konzern. Ein Sinnbild dafür ist der „Datenschutz-Award“, der für beispielhafte Projekte in diesem Bereich vergeben wird. Am Dienstagabend ist er in Potsdam zum zweiten Mal vergeben worden. 

Der Award in Gold geht an Kolleginnen und Kollegen, die ein Konzept zum Umgang mit Daten aus der Video-Überwachung entwickelt haben. „Damit sind die Voraussetzungen geschaffen worden, um das Bedürfnis nach Sicherheit mit den Bestimmungen des Datenschutzes übereinzubringen“, sagte der EVG-Vize Klaus-Dieter Hommel in seiner Laudatio. „So können die Persönlichkeitsrechte von tausenden Beschäftigten und Millionen Kunden geschützt werden.“ Der Silber-Award ging an Beschäftigte, die ein sicheres und datenschutzgerechtes Verfahren zur Verarbeitung der weltweiten Mitarbeiterbefragung entwickelt haben. Bronze bekamen Kolleginnen und Kollegen der DB Systel: Ihr Projekt besteht aus einem Kontrollsystem zur Abwehr von Cyber-Angriffen auf den DB-Konzern. Der Personalvorstand der DB, Ulrich Weber, würdigte die Beiträge als „vorbildliche Impulse, die helfen, das Thema Datenschutz nach vorne zu bringen.“

„Wir werden immer hellhörig, wenn es um Daten von Menschen geht.“

Klaus-Dieter Hommel, Vorsitzender des Beirates und EVG-Vize
Klaus-Dieter Hommel Quelle:Jet-Foto Berlin

Der frühere Bundesdatenschutzbeauftragte des Bundes, Peter Schaar, warf einen Blick auf die unmittelbare Zukunft des Datenschutzthemas. Die Digitalisierung schaffe eine neue Qualität: Die Informationstechnologie ermöglicht inzwischen auch, zukünftige Entwicklungen vorherzusagen. „Das ist zum einen positiv, aber diese Mechanismen werden auch eingesetzt, um Menschen zu bewerten.“ Vor diesem Hintergrund begrüßte Schaar, dass es ab 2018 einen neuen EU-weit einheitlichen Rechtsrahmen zum Datenschutz gibt. Er plädierte aber auch für technologie-immanente Lösungen. „Wir dürfen Datenschutz nicht als Technologiebremse sehen. Es kann nicht  darum gehen, die Bremse auszubauen, weil der Zug schneller wird.“

Vergeben wird der Preis vom Datenschutzbeirat der Deutschen Bahn – dass es dieses Gremium gibt, ist ebenfalls eine Folge des Datenskandals. „Wir werden immer hellhörig, wenn es um Daten von Menschen geht“, sagte der Vorsitzende des Beirates, EVG-Vize Klaus-Dieter Hommel. „Hier geht es ja möglicherweise nicht nur darum, das Verhalten von Menschen zu kontrollieren, sondern womöglich vorauszusagen“, so Hommel in Anknüpfung an die Thesen von Peter Schaar. „Wir wollen nicht die Daten schützen. Wir wollen die Menschen vor denen schützen, die ihre Daten so nutzen, wie sie es nicht wollen.“