EVG fordert mehr Engagement gegen Übergriffe - Zuwachs auch in 2018

Die EVG hat den Vorstand der Deutschen Bahn aufgefordert, die Blockadehaltung vieler Führungskräfte im Hinblick auf das Thema Sicherheit aufzubrechen. „Die aktuellen Zahlen sind erschreckend“, sagte der stellvertretende EVG-Vorsitzende Klaus-Dieter Hommel. So sei die Zahl der Übergriffe 2018, im Vergleich zum Vorjahr, erneut angestiegen; von 2.550 auf 2.624. Das entspricht einer Zunahme von 2,9 Prozent. „Und das sind nur die offiziellen Zahlen, die Dunkelziffer ist noch deutlich höher“, so Hommel.

48,5 Prozent der Übergriffe fanden in Zügen und in Bussen statt; die deutlichsten Anstiege wurden folglich auch bei DB Regio (1.075/+44 Übergriffe) festgestellt, mehr aber noch bei DB Sicherheit (1.273/+72 Übergriffe). An dritter Stelle liegt Station&Service (82/+21 Übergriffe).

„Allein in diesen drei Bereichen werden an jedem Tag des Jahres durchschnittlich 6 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der DB AG Opfer eines Übergriffs. Das ist völlig inakzeptabel“, machte EVG-Vize Hommel deutlich.

„Wir verkennen nicht, dass sich die DB AG ernsthaft um einzelne Lösungsansätze bemüht, wir vermissen aber nach wie vor ein tragfähiges Gesamtkonzept“, kritisierte Hommel. „Einigen Führungskräften mangelt es offensichtlich noch immer an der nötigen Sensibilität“, stellte er fest. So sei der Rückgang der Übergriffe im Personenfernverkehr vornehmlich den Maßnahmen zu verdanken, die der Unternehmensbereich DB Fernverkehr eigenverantwortlich beschlossen habe. „Dank der trilateralen Vereinbarung, die wir mit der DB AG und dem Konzernbetriebsrat abgeschlossen haben, ist das möglich. Das zögerliche Verhalten der für Sicherheit verantwortlichen Führungskräfte im Bereich Personenverkehr blieb damit ohne Relevanz“, so Hommel.

„Einigen Führungskräften mangelt es offensichtlich noch immer an der nötigen Sensibilität.“

Klaus-Dieter Hommel, stellvertretender EVG-Vorsitzender

Das dringender Handlungsbedarf besteht, machten die aktuellen Zahlen aus 2018 deutlich. So sei Nordrhein-Westfalen mit 688 Übergriffen weiterhin „Spitzenreiter“ bei den Bundesländern, gefolgt von Berlin (412), Baden-Württemberg (311) und Bayern (308). Als „unsicherster“ Bahnhof gilt Frankfurt (82 Übergriffe), gefolgt von München (75 Übergriffe) und Hamburg (62 Übergriffe).

„Einzige Lichtblick ist, dass die Zahl der schweren Körperverletzungen im vergangenen Jahr gesunken ist. Gleichwohl ist jeder Übergriff einer zu viel. Meine Kolleginnen und Kollegen müssen sich nicht anschreien, bepöbeln, anspucken oder tätlich angreifen lassen, das ist nicht hinnehmbar und menschenunwürdig“, so der EVG-Vize Klaus-Dieter Hommel.

Dass jeder Übergriff für Betroffene sehr belastend ist, werde anhand der Ausfalltage deutlich. Bei DB Regio in Nordrhein-Westfalen beispielsweise seien die Krankheitstage infolge von Übergriffen erheblich angestiegen - von 11,2 in 2016 auf 17,8 in 2018. „Bundesweit haben diese Ausfalltage in 2018 um 20 Prozent zugenommen; das sind 3.128 übergriffsbedingte Krankheitstage mehr als im Vorjahr. Diese Entwicklung macht den Kolleginnen und Kollegen Angst, zumal jeder ungeplante Fehltag zu Mehrbelastungen in den Betrieben führt, deren negativ Auswirkungen auch den Kunden nicht verborgen bleiben“, machte der stellvertretende Vorsitzende der EVG, Klaus-Dieter Hommel, deutlich.

„Es besteht insofern weiterhin dringender Handlungsbedarf“, stellte Klaus-Dieter Hommel fest. „Wir fordern den Bahnvorstand auf, sich insbesondere der aktuellen Brennpunkte anzunehmen und hier schnellstmöglich überzeugende Konzepte vorzulegen. Nur so kann das Unternehmen seiner Fürsorgepflicht gerecht werden und auch bei den Reisenden punkten“, erklärte Klaus-Dieter Hommel.

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