Der Ärger ist nachvollziehbar groß. Da nimmt der Konzern die Kolleginnen und Kollegen von DB Sicherheit in die Pflicht, die Einhaltung der 3G-Regeln im Nah- und Fernverkehr zu kontrollieren, auch wenn dies eigentlich nicht ihre Aufgabe ist.
Und eine Prämie für diese außergewöhnliche Mehrleistung wird verweigert, obwohl sich die Geschäftsführung dafür einsetzen wollte. Wir haben mit dem GBR-Vorsitzenden Gerd Galdirs gesprochen, wie die Betroffenen auf die Absage reagiert haben.
Die DB AG hat gegenüber der Politik relativ schnell erklärt, die 3G-Kontrollen mit eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durchführen zu wollen. Viele, auch die EVG, haben kritisiert, dass so Aufgaben, die eigentlich in der Verantwortung der öffentlichen Hand liegen, auf die Beschäftigten der Verkehrsunternehmen abgewälzt werden.
War das mit ein Grund, eine Prämie zu fordern?
Galdirs: Für uns stand eher die Überlegung im Vordergrund, dass unsere Kolleginnen und Kollegen, da ja ohnehin einen aufreibenden, sehr verantwortungsvollen und nicht ungefährlichen Job machen, sehr kurzfristig mit einer weiteren Aufgabe betraut werden, die sie sehr fordern wird. Dies auch finanziell anzuerkennen, wäre eine Form der Wertschätzung gewesen, die wir für selbstverständlich gehalten hätten.
Ihr arbeitet oft unter sehr schwierigen Bedingungen. Ist der Deutschen Bahn als Auftraggeber eigentlich klar, welchen Herausforderungen sich Deine Kolleginnen und Kollegen tagtäglich stellen müssen?
Galdirs: Wir werden für unsere Arbeit oft gelobt. Das war es dann aber auch. Wenn Not am Mann ist, ist man froh, dass es uns gibt, ansonsten müssen wir uns oft anhören, dass einzelne Wettbewerber billiger seien und Leistungen deshalb an Unternehmen außerhalb des Konzerns vergeben werden sollen.
Für den Bereich der Bahn gibt es doch bestimmt spezielle Anforderungen. Können das Dritte leisten?
Galdirs: Die Aufgaben, die wir übernehmen, sind schon ganz besondere. Vor allem kommen bei uns nur gut ausgebildete Kolleginnen und Kollegen zum Einsatz. Die verstehen sich als Teil der Eisenbahnerfamilie. Sie sehen den Konzern als Ganzes, mit dem Reisenden und Kunden der Deutschen Bahn im Fokus. Am besten im geschäftsfeldübergreifenden Einsatz. Das ist eine Aufgabenstellung mit der sich externe Dienstleister häufig schwertun.
… ansonsten müssen wir uns oft anhören, dass einzelne Wettbewerber billiger seien und Leistungen deshalb an Unternehmen außerhalb des Konzerns vergeben werden sollen.
Gerd Galdirs, GBR-Vorsitzender DB Sicherheit
Und das war auch bei den 3G-Kontrollen von Vorteil?
Galdirs: Unsere Kolleginnen und Kollegen haben sich da unglaublich flexibel, hoch motiviert und sehr engagiert gezeigt. Die Aufgabe, die ihnen sehr kurzfristig zusätzlich übertragen wurde, haben sie ganz hervorragend und mit dem nötigen Fingerspitzengefühl umgesetzt. Die 3G-Kontrollen haben überwiegend reibungslos funktioniert. Das muss man in Zeiten wie diesen erst einmal hinbekommen.
Und dann gibt es dafür kein finanzielles Dankeschön, obwohl ihr das frühzeitig entsprechend adressiert habt.
Galdirs: Da kann man sich schon fragen, welchen Stellenwert DB Sicherheit im Konzern hat? Wir sind oft genug der Lückenbüßer, da ist man dann froh, dass es uns gibt. Aber wenn wir angemessene Beschäftigungsbedingungen oder Wertschätzung einfordern, dann werden die Ohren auf Durchzug gestellt. Um nicht missverstanden zu werden: Wir alle machen unsere Arbeit gerne und scheuen uns auch nicht vor unangenehmen Tätigkeiten. Aber wir sind nicht das fünfte Rad am Wagen. Und wir werden nicht müde, das deutlich zu machen.
Eine DB AG ohne DB Sicherheit, das kann sich niemand vorstellen.
Galdirs: Nein, das wird es auch nicht geben. Deshalb sind wir sehr froh, dass die EVG uns darin unterstützt, unseren Stellenwert im Konzern zu stärken. Wir müssen dahin kommen, dass bei Sicherheitsleistungen in erster Linie wir beauftragt werden - weil wir zum Konzern gehören und einen guten Job machen und nicht, weil gerade niemand anders da ist. Dazu gehört dann auch, dass besondere Leistungen besonders honoriert werden. Dem hat sich der Konzern diesmal leider verweigert. Im Augenblick überwiegt deshalb die Enttäuschung; motivierend ist das nicht.