EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch zur Schlichtungsschlussempfehlung

Die aktuelle Schlichtungsschlussempfehlung im Tarifkonflikt der EVG und der DB AG kommentiert EVG-Tarifvorstand Kristian Loroch als zuständiger Verhandlungsführer:

„Ich bedanke mich für die Schlichtungsleistung von Prof. Heide Pfarr und Dr. Thomas de Maiziere. In der Schlichtung wurde keine Einigung zwischen den Tarifparteien erzielt, aber uns liegt nun ein Ergebnis in Form einer Schlichtungsschlussempfehlung vor. Die EVG-Schlichtungskommission erkennt die Schlichtungsschlussempfehlung als Kompromiss an.

Für uns als EVG sehe ich in der Schlichtungsschlussempfehlung klare Stärken. Hervorzuheben ist, dass in der Laufzeit eine dauerhafte wirksame Entgelterhöhung erreicht wird. Das bedeutet für die allergrößte Zahl unserer Mitgliedschaft ein dauerhaftes Lohnplus im zweistelligen Bereich. Das ist eine Erhöhung, die es in dieser Größenordnung in Deutschland seit Jahrzehnten nicht gab – das haben unsere Kolleginnen und Kollegen mehr als verdient. 

Der Arbeitgeber muss laut Schlichtungsschlussempfehlung weitere Verbesserungen umsetzen. Dabei sind die für uns als EVG wichtigsten Punkte: Entgelt, strukturelle Entgelterhöhungen – ein Ergebnis, das für alle solidarisch ist. 

  1. Entgelt-Erhöhung in fast allen Bereichen um 410 Euro. Umgesetzt wird in zwei Stufen mit jeweiligem Festbetrag: Stufe eins 200 Euro im Dezember 2023 und Stufe zwei im August 2024 um 210 Euro.
  2. Einmalzahlung, damit unsere Kolleginnen und Kollegen schnell Geld kriegen. Auszahlung in von 2.850 Euro als steuerfreie Inflationsausgleichsprämie im Oktober 2023.
  3. Strukturelle Entgelterhöhung kommt für fast 70.000 Kolleginnen und Kollegen. Verschiedene Funktionsgruppen / Berufsgruppen bekommen durchschnittlich nochmal 100 Euro monatlich dazu.
  4. Keine Spaltung, alle Berufsgruppen sind im Tarifabschluss einbezogen. Wir konnten Spaltung durch Ausgrenzung verhindern.
  5. Verkürzung der Laufzeit von 27 auf 25 Monate. Das bedeutet, dass die neue Tarifrunde bereits in 20 Monaten startet.   

Konkret bedeutet dies beispielsweise: 

  • Fahrdienstleiter*innen (307) bekommen bis zu 900 € mehr // das entspricht ca. 30 Prozent Lohnplus 
  • Zugbegleiter*innen (508) bekommen bis zu 840 € mehr // das entspricht ca. 22 Prozent Lohnplus
  • Werkstattmitarbeiter*innen & Instandhalter*innen (107) bekommen bis zu 860 € mehr // das entspricht ca. 24 Prozent Lohnplus

Stolz sind wir außerdem, dass es überwiegend gelungen ist, die über 30-jährige Lohnungleichheit zwischen Ost und West zu beenden und dass die Mindestlohnproblematik gelöst wurde. 

Diese Punkte scheinen gering, stellen aber eine Grundlage unserer größten Probleme in Deutschland dar. Nämlich das Problem, dass Menschen beruflich hart arbeiten, aber von allen Seiten vergessen werden - leider nicht nur einmal. Wegen dieser Punkte und vieler anderer Details empfiehlt die Schlichtungs-Kommission der EVG dem Bundesvorstand die Annahme der Schlichtungsschlussempfehlung als Gesamtpaket, vorbehaltlich der anstehenden Urabstimmung.“

Wie geht es nun weiter? 
Am Freitag tagt der EVG-Bundesvorstand als höchstes Gremium zum Thema Schlichtungsschlussempfehlung. Das letzte Wort haben unsere Mitglieder in der Urabstimmung. Bis Ende August entscheiden 110.000 bei der DB AG beschäftigten EVG-Mitglieder, für die Schlichtungsschlussempfehlung oder für unbefristeten Streik. Das Ergebnis der Urabstimmung wird am 28. August erwartet.

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