„Du bist nicht vergessen“

Die lebhafte Seniorenarbeit vor Ort ist typisch für die EVG. Und eines der wichtigsten Argumente, warum man auch in der dritten Lebensphase Mitglied in der EVG bleiben sollte. Wie das konkret aussehen kann, haben wir uns vor Ort in Dortmund angesehen.

Auch dieser Montag verspricht wieder heiß zu werden in Dortmund. Und dennoch haben sich an die 30 Kolleginnen und Kollegen im stadteigenen Wilhelm-Hansmann-Haus versammelt - zum monatlichen Treffen des Seniorenkreises Dortmund. „Und das mitten in der Urlaubszeit!“ freuen sich die beiden Organisatoren Reinhard Milke und Wolfgang Joosten.  

Außerhalb der Urlaubszeit können zum Montagstermin auch schon mal bis zu 50 Kolleginnen und Kollegen begrüßt werden. Vier Seniorenkreise hat die OSL Dortmund; im Schnitt, sagt Reinhard Milke, „erreichen wir 150 Leute mit unseren monatlichen Treffen.“ Seit vier Jahren kommt jeden Monat ein anderer Referent; mal geht es um altersgerechtes Wohnen, mal um Kommunalpolitik, mal gibt die Kripo Tipps für den Umgang mit kriminellen Telefontricks. „Wir wollen den Leuten auch immer etwas Abwechslung und immer mal was Neues bieten“, sagt Reinhard Milke.

Heute geht es ums Geld. Thorsten Schuldt von der SPARDA Bank West ist als Referent gekommen. Er nimmt die Kolleginnen und Kollegen mit auf eine kleine Zeitreise – von der Begründung der Genossenschaftsbanken vor 160 Jahren bis in die Gegenwart der Negativzinsen und der Bitcoins. Er muss sich dabei auch kritische Fragen anhören. Zum Beispiel zum Investment des Zentralinstituts des genossenschaftlichen Kreditwesens, der DZ-Bank, in US-Atomwaffenproduktion. Und lebhaft wird die Diskussion, als ein Kollege die mögliche Abschaffung des Bargelds anspricht. In anderen Ländern ist das bereits Realität. „Der Trend geht immer mehr in Richtung bargeldlosen Zahlungsverkehr“, sagt Thorsten Schuldt. „Wir werden diese Entwicklung nicht aufhalten können.“ Bäckerbrötchen bald nur noch auf Kreditkarte? Den Kolleginnen und Kollegen gefällt das gar nicht. Bargeld, sagt ein Kollege, „ist doch das letzte Stück Freiheit.“

„Neue Senioren“ in der EVG halten

Nach dem mit Interesse und Beifall aufgenommenen Vortrag übernehmen wieder Reinhard Milke und Wolfgang Joosten. Mit einem Thema, das ihnen sehr am Herzen liegt: Wie halten wir die Kolleginnen und Kollegen in der EVG, wenn sie vom aktiven Berufsleben in den Ruhestand wechseln? „Da gibt es nach wie vor bei vielen einen Bruch“, sagt Wolfgang Joosten. „Die Leute wissen zum Teil gar nicht,  dass die EVG auch eine lebhafte Seniorenarbeit macht und welche Möglichkeiten sie eigentlich haben.“

Seit kurzem hat die EVG eine „Seniorenmappe“ aufgelegt, Baustein eines neu aufgesetzten Prozesses „Neue Senioren.“ Ziel ist, diese Mappe, gefüllt mit Informationsmaterialien, all denen in die Hand zu drücken, die in Rente und Ruhestand wechseln. „Da gehören die örtlichen Seniorenprogramme rein, da gehören Infos rein, wer vor Ort Ansprechpartner ist“, sagt Reinhard Milke. „Wir schreiben die Leute auch persönlich an und heißen sie bei den Seniorinnen und Senioren willkommen. Damit sagen wir ihnen: Du bist nicht vergessen. Du bist jetzt in einem anderen Lebensabschnitt, aber du gehörst zu uns.“

Ständiger ToP in der OV-Sitzung

Damit das so auch umgesetzt werden kann, ist für Wolfgang und Reinhard eines klar: die Kommunikationskette muss funktionieren. „Betriebsräte, Betriebsgruppen, Ortsverband, Seniorengruppen müssen dabei Hand in Hand arbeiten.“ Deshalb nehmen die Dortmunder das Thema als ständigen Tagesordnungspunkt in jede Sitzung des Ortsverbandsvorstandes. „Das Thema muss immer präsent sein. Da werden die Betriebsgruppenvorsitzenden auch abgefragt, wer in ihren Betrieben vor dem Wechsel in den Ruhestand steht. Steter Tropfen höhlt den Stein.“

Dass der Wechsel vom aktiven Berufsleben in den Ruhestand nicht leicht ist, weiß Wolfgang Joosten sehr gut aus eigener Erfahrung. Der Vollblut-Gewerkschafter hatte in seiner aktiven Zeit eine Reihe von Mandaten und Ehrenämtern inne. Konzernbetriebsrat, DB-Aufsichtsrat, in unserer Quellgewerkschaft TRANSNET gehörte er dem Hauptvorstand an und war Sprecher der Fachgruppe Lokführer. „Mit dem Wechsel in den Ruhestand habe ich auch alle Ehrenämter niedergelegt und das auch klar kommuniziert“, sagt er. „Und dann habe ich erstmal ein Jahr lang das Thema Gewerkschaft ruhen lassen. Ich habe Sport gemacht, alte Freundschaften wieder belebt. Und dann habe ich wieder angefangen mit der Gewerkschaftsarbeit: im OV und in der Seniorenleitung. Und heute genieße ich es.“