Interview mit Katja Mast, MdB für die SPD

Mehrere Mitglieder des Bundestages sind auch EVG-Mitglied. Für uns haben sie eine persönliche Bilanz gezogen. Wir haben ihnen allen dieselben sechs Fragen gestellt.

Die Fragen: 

  1. Was hat Dich als jungen Menschen politisch bewegt, als Du zum ersten Mal zur Wahl gegangen bist?
  2. Warum sollte Jede und jeder im Herbst 2017 zur Wahl gehen?
  3. Du hast Dich für den Weg in die Politik entschieden. Was war dein Beweggrund dafür?
  4. Was ist für Dich der positive Meilenstein Deiner Arbeit im Bundestag?
  5. Was konnte in der ablaufenden Legislaturperiode insbesondere für Eisenbahner/innen bzw. für Beschäftigte im Verkehrsbereich erreicht werden? 
  6. Politiker haben nicht immer das beste Image. Was ist Deine persönliche Antwort, wenn Dir jemand sagt: „Politiker machen ja nichts und haben nur ihre eigenen Vorteil im Sinn“?

„Jede Stimme gibt der Politik Richtung“

Katja Mast, SPD-Bundestagsabgeordnete

Die Antworten: 

  1. Meine Mutter war alleinerziehend mit vier Kindern und hat uns mit einem Halbtagsjob durchgebracht. Ich habe früh realisiert,  dass nur wer sich einsetzt was verändern kann.  Und ich habe früh gemerkt, wie wichtig unser Sozialstaat ist – denn ohne ihn hätte ich nie den Weg von der Hauptschule über das Studium und die Arbeit in den Bundestag geschafft.  
  2. Weil jede einzelne Stimme Politik eine Richtung gibt und es große Unterschiede macht, welche politische Kraft wie viel Prozent bei der Wahl bekommt. Demokratie lebt von Beteiligung.  Gerade bei dieser Bundestagswahl geht es darum, unsere Grundrechte zu verteidigen: Die Würde jedes Menschen, Pressefreiheit, Meinungsfreiheit, die Gleichstellung der Geschlechter, unserer Rechtsstaat und vieles mehr. Rechtspopulistische Kräfte greifen genau diese Grundwerte täglich an. Deshalb wählen gehen, um ein Zeichen für Freiheit und Demokratie zu setzen.  
  3. Als Referentin für Personalstrategie bei der Deutschen Bahn habe ich mich für die Belange tausender Arbeitsnehmerinnen und Arbeitnehmer einsetzen dürfen und bin dankbar dafür,  in einem Konzern gearbeitet zu haben, der die Sozialpartnerschaft groß schreibt. Aber mich treibt der Wunsch an, für die gesamte Gesellschaft Dinge zu ändern und dies kann ich im Deutschen Bundestag am besten. Seit 12 Jahren bin ich Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales. In den letzten vier Jahren habe ich 40 Gesetze für die SPD-Bundestagsfraktion als  Sprecherin federführend verhandelt.  
  4. Ganz klar: Die Einführung des flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohnes in dieser Legislaturperiode, von dem über vier Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer profitieren, die am Ende des Monates mehr in der Tasche haben. Ich finde: Ein historischer Erfolg und die größte sozialpolitische Errungenschaft der Nachkriegszeit, auch wenn Mindestlohn kein guter Lohn ist.  
  5. Von unserer guten Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik profitieren natürlich auch Eisenbahner und Beschäftigte im Verkehrsbereich, sei es bei der Regulierung von Leiharbeit und Werkverträgen, der  Stärkung der Tarifautonomie, dem Ausbau von Weiterbildung und Qualifizierung oder den ersten Leistungsverbesserrungen in der gesetzlichen Rente seit Jahrzehnten durch die abschlagsfreie Rente ab 63 mit 45 Versicherungsjahren oder der Mütterrente, die leider falsch finanziert ist.   
  6. Jede und jeder sieht Politik danach anders und ist beeindruckt von der enormen Menge und der Parallelität der ganzen Prozesse. Ich glaube aber auch, dass Sätze wie diese Parteien wie die AfD erst hoffähig machen. Deshalb sollte jede und  jeder klar haben, dass durch ein ständiges Diskreditieren von Politik der Nährboden für Populismus und Spaltung gelegt wird. Mein Wunsch an meine Kolleginnen und Kollegen der EVG ist: Tretet dem entschiedener entgegen. Denn Hass spaltet und säht Gewalt. Lasst uns Abgeordnete mit dieser gesellschaftspolitischen Debatte nicht alleine. Es geht darum, wie wir zusammen leben wollen. Längst ist Hasssprache und Gewalt nicht nur in der Politik angekommen, sondern in unserem Alltag tief verwurzelt. Zuerst ist die Politik dran, dann die Gewerkschaften und dann... Diskutiert und gebt Populisten keine Chance.