Vor 70 Jahren: Lorenz Breunig ermordet

Im Frühjahr 1945, vor 70 Jahren, gingen der zweite Weltkrieg und mit ihm die Nazi-Herrschaft zu Ende. In der Dämmerung ihres Regimes aber rissen die Nazis noch viele ihrer Gegner mit in den Tod. Zu den späten Opfern des NS-Terrors gehörte auch der Eisenbahngewerkschafter und Widerstandskämpfer Lorenz Breunig. Er wurde am 15. Februar 1945 ermordet. Lorenz Breunig gehörte bis 1933 dem Vorstand des Einheitsverbandes der Eisenbahner Deutschlands (EdED) an, einer Vorgängerorganisation der EVG.

Im Frühjahr 1945, vor 70 Jahren, gingen der zweite Weltkrieg und mit ihm die Nazi-Herrschaft zu Ende. In der Dämmerung ihres Regimes aber rissen die Nazis noch viele ihrer Gegner mit in den Tod. Zu den späten Opfern des NS-Terrors gehörte auch der Eisenbahngewerkschafter und Widerstandskämpfer Lorenz Breunig. Er wurde am 15. Februar 1945 ermordet.

Lorenz Breunig gehörte bis 1933 dem Vorstand des Einheitsverbandes der Eisenbahner Deutschlands (EdED) an, einer Vorgängerorganisation der EVG. Nach der Machtübernahme der Nazis arbeitete er im Untergrund gegen die neuen Machthaber. Unser Kollege Eberhard Podzuweit erinnert an einen Gewerkschafter, der zum Widerständler wurde.

„Vor einem Jahr wurde mein geliebter Ehemann […] in der Gaskammer des Lagers ermordet. Sein Leben war Dienst an der Arbeiterklasse. Er war immer ein aufrechter Kämpfer für die gute und gerechte Sache des Sozialismus.“ Diese Worte entstammen einer Todesanzeige, in der sich Anna Breunig am 15.2.1946 von ihrem durch die Nazis ermordeten Ehemann öffentlich verabschiedete.

Lorenz Breunig kam am 11.8.1882 in Weilbach (Unterfranken) zur Welt. Der Schulzeit folgten eine Ausbildung zum Eisendreher und die damals übliche Wanderschaft. Über den Einsatz in einer französischen Eisenbahnwerkstätte kam Breunig nach dem Ersten Weltkrieg zur Königlich Preußischen Eisenbahnverwaltung in Frankfurt/Main. Sein Engagement für die Kollegen im dortigen Arbeiterrat trugen sicherlich einiges dazu bei, dass er ab November 1919 zunächst als Mitarbeiter, später gar als gewähltes Mitglied des Hauptvorstandes im Deutschen Eisenbahnerverband beschäftigt wurde. Bis 1933 entwickelte sich Lorenz Breunig als Leiter der Betriebsräteabteilung zu einem Experten im Arbeitsrecht, gab sein Wissen auf Schulungskursen im Eisenbahnerheim in Hammersbach weiter und setzte sich einige Jahre sogar als Mitglied des Reichstages für ein besseres Leben aller Eisenbahner*innen ein.

Als sich infolge der Machtübertragung an die Nazis die freien Gewerkschaften langsam an die neuen Machthaber anpassten, legte Breunig zusammen mit Hermann Jochade und Franz Scheffel sein Vorstandsmandat nieder, „um einer Neuausrichtung des Verbandes nicht im Wege zu stehen.“ Persönlich war er jedoch weit davon entfernt, sich dem neuen System anzupassen, geschweige denn, sich dem Terror der Nazis zu beugen. Gemeinsam mit ehemaligen Kollegen nahm er am Widerstandskampf gegen das faschistische Regime teil, leitete zeitweise selbst eine Widerstandsgruppe. Die vorgefertigten Listen, mit denen die Nazis bei Kriegsbeginn systematisch bekannte ehemalige Funktionär*innen der linken Parteien und ihrer Gewerkschaften verhafteten, wurden auch Lorenz Breunig zum Verhängnis.

Nach einer mehrstündigen Wohnungsdurchsuchung steckte ihn die Gestapo am 1. September 1939 zunächst in das Polizeigefängnis am Alexanderplatz in „Schutzhaft“. Wenige Wochen später wurde er in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt, welches er nur noch mal für eine 6-monatige Untersuchungshaft Anfang 1940 in Berlin-Plötzensee verlassen konnte. Auch unter den widrigen Umständen der KZ-Haft nahm Breunig noch an konspirativen Treffen ehemaliger Kollegen teil und versuchte sogar die Gegnerschaft zwischen Mitgliedern von KPD und SPD zu überwinden.

Wenige Monate vor Ende des Krieges holten die Nazis den an Asthma leidenden Gewerkschaftskämpfer aus dem Krankenbau des Lagers. „Nach Erzählungen in Häftlingskreisen soll er sich noch auf dem Weg zum Industriehof widersetzt haben, was aber an seinem Schicksal nichts änderte.“ Am 15. Februar 1945 wurde Lorenz Breunig in der Gaskammer ermordet.

70 Jahre später sollten wir nicht nur ihm und seinem Einsatz, der hier stellvertretend für hunderte andere Eisenbahngewerkschafter*innen steht, gedenken, sondern uns sein Schicksal eine Mahnung dafür sein lassen, was passiert, wenn Rassismus und Faschismus nicht konsequent und ohne Ausnahme abgelehnt werden!