NordWestBahn mit neuem Sicherheitskonzept

Diesen Artikel findest Du auch in der Imtakt Oktober 2016.

Es ist noch ziemlich neu und es trägt eindeutig die Handschrift der EVG-Betriebsräte: Das Sicherheitskonzept der NordWestBahn. Auch die EVG-Betriebsgruppe hat sich lange dafür eingesetzt und entscheidende Maßnahmen und Aktionen durchgeführt.

Kernpunkte des Konzepts sind vor allem zwei: Deeskalationstrainings und das Einüben von Zivilcourage – und eine verbesserte Nachsorge für Kolleginnen und Kollegen, die einen Übergriff erleiden mussten.

Die Deeskalationsschulungen werden von externen, versierten Fachtrainern mit langjähriger Erfahrung aus verschiedenen EVU und im ÖPNV durchgeführt. Zusätzlich können Präventionsteams verschiedener Bundespolizeidirektionen eingeladen werden. Mit dabei sind auch eigene Verkehrspsychologen der NordWestBahn. Wichtig: Auch die Führungskräfte nehmen an den Trainings teil.

In den Trainings wird diskutiert und eingeübt, was professionelles Auftreten ausmacht: Kompetenz durch Kleidung, durch souveräne und einheitliche Handlungsweise, durch Sprache und Ausdruck, durch ausgeprägtes tarifliches Wissen und Hintergründe. Geübt werden aktive Kommunikation, Ansprechtechniken in verschiedenen Situationen, insbesondere beim Eskalationspunkt Fahrscheinkontrolle, das „Lesen“ der Körpersprache von Fahrgästen etc. Hierbei spielen verstärkt auch interkulturelle Unterschiede eine Rolle.

Es geht aber auch um rechtliche Grundlagen: Strafanzeige, Strafantrag, Meldewege innerhalb der NWB. Alle Beschäftigten der NWB sind verpflichtet, Ereignisse zu melden. Das soll zu einer bewussteren Auseinandersetzung mit Ereignissen und zu einer höheren Sensibilität führen. Die NordWestBahn übernimmt den Kontakt sowie Datenlieferung zur Bundespolizei im Fall einer Anzeige bzw. eines Strafantrags; dafür gibt es feste Ansprechpartner bei den verschiedenen Dienststellen der Bundespolizei.

Zweiter Kernpunkt des Sicherheitskonzeptes ist die Nachsorge. Es werden Routinen und Abläufe festgelegt, was in einem solchen Fall zu tun ist. Mehrere Kolleginnen und Kollegen haben sich freiwillig zu PTBS-Betreuern fortbilden lassen. Sie sind z. B. dabei, wenn ein Beschäftigter nach einer Pause, die auf einen tätlichen Angriff zurückzuführen ist, erstmals wieder im Dienst ist. Zusätzlich bietet die NWB verkehrspsychologische Sprechstunden an, die jeder Mitarbeiter mehrfach im Jahr in Anspruch nehmen kann.

„Es ist gut, dass die EVG seit Jahren an diesem Thema dran ist und immer wieder den Finger in die Wunde legt“, sagt der Betriebsratsvorsitzende der NordWestBahn, Ralf Iker. Er hatte, gemeinsam mit dem Geschäftsführer des Unternehmens, eine Sicherheitsschulung besucht, um sich Anregungen für das NWB-Konzept zu holen. „Das Konzept zeigt, dass die Sensibilität der Arbeitgeber für die Sicherheitsproblematik gestiegen ist. Dafür haben wir gemeinsam mit der EVG-Betriebsgruppe aber auch ein ziemlich dickes Brett gebohrt.“ Dabei dürfe es nun aber nicht bleiben, meint der GBR-Vorsitzende Andreas Küper. „Das Konzept muss der Maßstab für die ganze Transdev-Gruppe sein.“