Gewerkschaften im Iran: „Wir wollen ein menschenwürdiges Leben“

Was Reza Shahabi berichtet, ist weit entfernt von unserer Realität. Aber es geht uns etwas an – es sind Berichte aus der Realität der Gewerkschafter/innen im Iran.

Mehrere Jahre saß Reza Shahabi im Iran im Gefängnis. Sein Verbrechen: Er war (und ist) führender Aktivist der iranischen Busfahrergewerkschaft. Für seine Freilassung (in diesem Frühjahr) hatte sich u.a. auch die EVG eingesetzt. Jetzt berichtete Reza Shahabi im Hamburger Besenbinderhof über seine Erfahrungen.

Zum Beispiel von seiner Frau – und wie sie ihm die Kraft gab, seine von Folter, Einzelhaft und Einschüchterung geprägte Haft zu überstehen. „Auch wenn wir trockenes Brot essen müssen, wir werden uns nicht beugen", sagte sie ihm bei ihrem ersten Besuch im Gefängnis nach seiner Inhaftierung. Auch sie ist Opfer von Repressalien des Staates. Um den Unterhalt der Familie zu sichern, verkaufte sie selbst zubereitetes Essen auf der Straße in Teheran. Ihr kleiner Laden wurde von staatlichen Stellen geschlossen. Aber auch hiervon ließ sie sich nicht beeindrucken, im Gegenteil. Als ihr Mann zum zweiten Mal in Haft in Hungerstreik trat, organisierte sie eine Protestaktion vor dem Arbeitsministerium und wurde selbst dafür kurz verhaftet. Diese Aktion war der Tropfen, der dazu führte, dass Reza nach insgesamt acht Jahren Haft, entlassen wurde.

Zusammen mit Reza waren noch zwei weitere iranische Gewerkschafter in den Hamburger Besenbinderhof gekommen: Davood Razavi, ebenfalls von der Gewerkschaft der Busfahrer von Teheran und Umland sowie Loghman Veisi von der iranischen Lehrergewerkschaft. Derzeit sind noch fünf Funktionäre seiner Gewerkschaft in Haft. Er berichtete von der Verschlechterung der Bildungssituation im Iran seit der Kulturrevolution. 

Ihren Kampf für das Recht auf Vereinigung und Verbesserung der Lebensbedingungen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Iran geben sie alle drei nicht auf. Sie rufen uns dazu auf, aufmerksam für die Situation im Iran und in anderen Ländern zu sein, in denen Gewerkschafter eingesperrt werden. 

Reza und seine Kollegen bedanken sich ausdrücklich für die vielfältige Unterstützung der internationalen Gewerkschaftsbewegung. Die gelebte Solidarität und die vielfältigen Aktivitäten, mit denen die Weltöffentlichkeit auf ihre Situation aufmerksam gemacht wurde, haben maßgeblich zur Freilassung von Reza, Davood und Loghman beigetragen. Reza schloss die Veranstaltung mit den Worten: „Wir wollen nicht an die Macht, wir wollen ein menschenwürdiges Leben."

Kolleginnen und Kollegen der EVG überreichten den dreien auch ein kleines Geschenk: eine leine Milchkarre, Sinnbild dafür, dass es manchmal viele Menschen braucht, um etwas zu bewegen. Auf der Widmung steht „Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren." Deine EVG.