Eine besch…eidene Leistung!

Bahn-Vorstände können, wenn es um Mega-Projekte geht, schon mal den Blick für Kleinigkeiten verlieren.

So geschehen beim Neubau der Hochgeschwindigkeitsstrecke Berlin-München.
10 Milliarden Euro wurden hier investiert und an alles wurde gedacht: an ETCS, an kilometerlange Tunnels und Talbrücken, an den Ausbau von Bahnknoten. Natürlich an steigende Fahrgastzahlen und Marktanteile und an volkswirtschaftliche Renditen. An alles also.

An alles? Naja, an Toiletten für die an der Strecke Beschäftigten, z.B. in der Instandhaltung, wurde leider nicht gedacht. Genauso wenig an Aufenthaltsräume. Das kann natürlich mal passieren.

Wenn wir ehrlich sind, hat man an daran gedacht – in dem Moment, als die Toiletten aus der Planung gestrichen worden.

Inzwischen haben die Verantwortlichen reagiert, und zwar, wie es heute üblich ist, hochmodern und digital. Eine spezielle App zeigt den Beschäftigten an, wo die nächste Toilette ist. Wenn die dann 14 Kilometer weit weg sein sollte, heißt es: rechtzeitig losfahren.

Die EVG-Betriebsgruppe der DB Netz AG hat jetzt reagiert – und aus eigener Tasche einige Dixi-Toiletten aufgestellt. „Wir setzen uns dafür ein, dass alle Kolleginnen und Kollegen vernünftige Arbeitsbedingungen haben“, schreibt die BG dazu. „Gerne stellen wir den Verantwortlichen für die nächsten Monate eine mobile Toilette vor’s Büro – das ist schon weit mehr, als die Kolleginnen und Kollegen vor Ort haben.“

Wir sagen: eine gute Idee. Damit bei den nächsten hochfliegenden Plänen nichts in die Hose geht!

Manch einer wird  jetzt vielleicht schmunzeln. Die Sache hat einen sehr ernsten Hintergrund. Es ist mehr als unverständlich, dass so etwas überhaupt möglich ist, dass regelmäßige Arbeitsplätze ohne Aufenthalt- und Sanitäreinrichtungen gebaut werden. „TOP Arbeitgeber“ sehen anders aus. Wir fordern die DB Netz AG auf, schnell vernünftige Lösungen für die Kolleginnen und Kollegen zu finden.