Senioren und Digitalisierung: „Die Digitalisierung macht keinen Bogen um uns“

Die fortschreitende Digitalisierung verändert nicht nur die Arbeitswelt. Sondern auch das Lebensumfeld von Seniorinnen und Senioren. Die Bundesseniorenleitung hat das Thema ganz oben auf ihre Agenda gesetzt.

Wolfgang Hable

Wolfgang Hable könnte man als einen modernen Senior bezeichnen. „Alles, was geht, erledige ich mit dem Smartphone und mit dem Laptop, das macht mir vieles einfacher und spart mir Zeit.“ Auch wenn er sich bei der BAGSO einbringt, der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen, tut er das auf eine höchst moderne Art und Weise: „Wir haben regelmäßig digitale Stammtische. Da kann man sich deutschlandweit einklinken und mitreden.“

In der BAGSO ist auch die EVG Mitglied, und Wolfgang Hable, Vize-Vorsitzender der Bundesseniorenleitung, engagiert sich dort in der Fachkommission Neue Medien. „Es geht uns darum, Seniorinnen und Senioren ans Internet heranzuführen.“ Dabei geht es vor allem um zwei Aspekte: den Zugang zum Internet und die Sicherheit dort. Digitale Kommunikation als solche will gelernt sein – und ebenso muss man wissen, wie man den diversen Fallen im Internet entgeht. Es ist, sagt Wolfgang Hable, „Aufgabe des Staates, seinen Bürgerinnen und Bürgern den Zugang zum world wide web zu gewährleisten. Dazu gehört, zwar vor Risiken zu warnen, aber auch dafür zu sorgen, dass seine Chancen erfahrbar sind. Und es ist Aufgabe der Anbieter, für die Handhabbarkeit ihrer Produkte und Dienstleistungen zu sorgen.“

„Wenn wir jetzt nicht auf den Zug draufkommen, stehen wir als die Verlierer der Digitalisierung da.“

Wolfgang Hable, Vize-Vorsitzender der Bundesseniorenleitung

Digitale Technologien sind auch aus dem Alltag von Seniorinnen und Senioren nicht mehr wegzudenken. Das beginnt mit den Fahrkartenautomaten, deren Software laufend aktualisiert wird. Am Online-Banking, am digitalen Bezahlen mit EC- und Kreditkarte, kommt kaum jemand noch vorbei. Aber die Digitalisierung zieht noch weitere Kreise:

  • Zum Beispiel im eigenen Heim:  In ersten Projekten werden derzeit Technologiepakete mit verschiedenen Komponenten getestet: Sturz-Detektoren, Sensoren an Wasch- und Spülmaschine oder Lichtschranken an den Türen. Mit ihrer Hilfe können Angehörige von Senior/innen in einem Notfall auch per Handy informiert werden – Hausnotruf 4.0. 
  • Zum Beispiel bei der Pflege: In Japan und Frankreich wird bereits intensiv an Pflege-Robotern geforscht. In beiden Ländern altern die Gesellschaften in raschem Tempo, damit steigt die Zahl der Pflegebedürftigen. Überlastetes Pflegepersonal kann durch technische Mittel entlastet werden.
  • Zum Beispiel in der Gesundheitsversorgung: Mittels digitaler Kommunikationsmittel („Videosprechstunde“) können Arzt und Patient auch bei großen räumlichen Entfernungen miteinander kommunizieren (Telemedizin).  

Wie auch bei „Arbeit 4.0“, der Digitalisierung in der Arbeitswelt, gilt hier: Der Trend birgt Chancen und auch Risiken. Eine mit Sensoren gespickte Wohnung kann älteren Menschen ein langes Verbleiben im vertrauten Wohnumfeld ermöglichen – sie kann aber auch eine riesige Datensammelmaschine sein. Die Entwicklung ist nicht aufzuhalten, muss aber im Sinne der Seniorinnen und Senioren gestaltet werden.

Bei den aktiv Beschäftigten, sagt Wolfgang Hable, „sprechen wir von Arbeit 4.0, aber die Digitalisierung macht auch um uns Senioren keinen Bogen. Wenn wir jetzt nicht auf den Zug draufkommen, stehen wir als die Verlierer der Digitalisierung da.“