SVP Wahlen: „Man hat den Wert unserer Arbeit erkannt“

Schon wieder eine Wahl? Ja: die der Schwerbehinderten-Vertrauenspersonen. Die SVP kümmern sich allein im DB-Konzern um fast 13.000 schwerbehinderten und gleichgestellte Kolleginnen und Kollegen. Stellvertretend haben wir mit einem SVP gesprochen: Ronald Ditte aus dem Werk Bremen der DB Fahrzeuginstandhaltung. Er ist auch Gesamtschwerbehindertenvertreter der DB FZI.

Ronald Ditte

Ronald, was sind eigentlich die Aufgaben der Schwerbehinderten-VP? 
Auf der einen Seite sind wir immer im Betrieb mit einzubeziehen, wenn schwerbehinderte und gleichgestellte Kolleginnen und Kollegen von einer Maßnahme betroffen sind: z.B. Arbeitszeitregelungen, Umstrukturierung von Arbeitsabläufen, Qualifizierungsmaßnahmen, Bildungsplanung. Auf der anderen Seite sind wir zum Teil auch sehr dicht an den Kolleginnen und Kollegen dran, wenn wir sie z.B. beim Beantragungsprozess im Rahmen einer Schwerbehinderung oder einer Gleichstellung beraten und unterstützen. Wir sind aber auch mit im Boot, wenn es bei einem drohenden Arbeitsplatzverlust darum geht, entsprechende Lösungen zu finden.

Kannst Du dafür ein Beispiel nennen?
Ja sicherlich. Mir ist da ein Fall bekannt, wo ein Kollege mit Anfang 30 einen Schlaganfall erlitten hatte und nach fast zwei Jahren Krankheit wieder in den Betrieb kam. Durch die Einschränkungen, die bei ihm zurückgeblieben sind, war es allen Beteiligten klar, dass er an seinem bisherigen Arbeitsplatz nicht wieder arbeiten kann. Für den Arbeitgeber war die Sache ebenfalls klar - der Mitarbeiter geht zu DB JobServices. Hier ist es der Schwerbehindertenvertretung mit dem Integrationsamt zusammen gelungen, den Kollegen in einem anderen Bereich im selben Betrieb zu integrieren. Der Arbeitgeber bekam die Kosten durch das Integrationsamt bezuschusst. In diesem Fall wurde eine sinnvolle Lösung von den Beteiligten erarbeitet, die meines Erachtens nur Gewinner kennt. 

In deinem Betrieb geht es grade um die Schließung eines Betriebsteils – auch davon sind ja evtl. schwerbehinderte Kolleg/innen betroffen?
Das stimmt. Hier sind die Betriebsräte sicherlich die Hauptakteure – aber unsere Rolle ist nicht nur, der stille Beobachter zu sein. Wir müssen in dem Zusammenhang z.B. darauf achten: Wo finden sich am Ende die betroffenen Schwerbehinderten und Gleichgestellten wieder? Gibt es Weiterbeschäftigungsmöglichkeiten im bisherigen Betrieb? Ist sichergestellt, dass die gesetzliche Beschäftigungsquote weiterhin erfüllt wird? Oder auch - wie ist bzw. wird die Sozialauswahl geregelt? 

„Eine schlechte Wahlbeteiligung kann dem Arbeitgeber suggerieren, dass die Wählerinnen und Wähler kein Interesse an dieser Vertretung haben.“

Ronald Ditte, Gesamtschwerbehindertenvertreter der DB FZI

Werdet Ihr von den Arbeitgebern ausreichend ernst genommen?
Sicherlich sind wir kein Mitbestimmungsorgan, aber auch uns hat der Arbeitgeber bei allen Maßnahmen, die Schwerbehinderte und Gleichgestellte betreffen, zu informieren und sie mit uns zu erörtern. Sollte es tatsächlich mal hart auf hart kommen, haben wir die Möglichkeit, die entsprechenden Maßnahmen beim Arbeitgeber oder den Beschluss beim Betriebsrat auszusetzen oder sogar ein Ordnungswidrigkeitsverfahren bei der Bundesagentur für Arbeit anzuzeigen. Letzteres passiert aber eher selten. Denn was unsern Stellenwert angeht, hat sich in den letzten 20 Jahren eine Menge getan. Sicherlich könnte es besser laufen, aber im DB Konzern habe ich das Gefühl, dass man den Wert unserer Arbeit erkannt hat.

Ihr arbeitet aber sicherlich auch eng mit den Betriebsräten zusammen?
Das müssen wir sogar, denn es gibt viele gemeinsame Schnittpunkte in den gesetzlichen Aufgaben von Schwerbehindertenvertretungen und Betriebsräten. Beide haben darüber zu wachen, dass die geltenden Gesetze eingehalten werden, sie sollen beide die Eingliederung von Schwerbehinderten in den Betrieb fördern. Gemeinsam sind wir die betrieblichen Interessenvertretungen im jeweiligen Betrieb. Ein behindertengerecht und ergonomisch eingerichteter Arbeitsbereich kommt oftmals auch den nicht behinderten Kolleginnen und Kollegen zugute. 

Warum ist es aus wichtig, an der SVP-Wahl teilzunehmen?
Erstens - weil ich damit die Möglichkeit erhalte, meiner Kandidatin oder meinem Kandidaten eine Stimme zu geben, von dem ich meine, dass sie/er meine Interessen am besten vertreten kann. Eine schlechte Wahlbeteiligung kann dem Arbeitgeber suggerieren, dass die Wählerinnen und Wähler kein Interesse an dieser Vertretung haben. Zweitens – jeder, der sich bereit erklärt, solch ein Ehrenamt im Betrieb wahrzunehmen, sollte auch das Gefühl haben, dass ihm das nötige Vertrauen für die nächsten vier Jahre ausgesprochen wurde.