"Es wird keine Digitalisierungsinsel geben"

Die EVG will die Arbeit der Zukunft mitgestalten - im Sinne der Beschäftigten. Das bedeutet vor allem: die Chancen der Digitalisierung nutzen, ihre Risiken beherrschen.

„Was verändert sich durch die Digitalisierung für die Beschäftigten und die betrieblichen Interessenvertreter?“ Dieser Frage ging die EVA Akademie der EVG in einem Workshop zur Technikfolgen-Abschätzung nach. Mit dabei: betriebliche Interessenvertreter, Wissenschaftler u.a. der Hans-Böckler-Stiftung und der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie externe Berater.

Wie wird Mobilität in Zukunft definiert? Wie verändert die Digitalisierung die Arbeitsbedingungen von heute? Welche Maßnahmen in der Bildung, im Gesundheitsschutz sowie der persönlichen Flexibilität werden nötig sein? Welche Chancen und Risiken bestehen? So lauteten die zentralen Themen des Workshops. Darüber hinaus wurde auch diskutiert: Wie verändert die Digitalisierung das Geschäftsmodell der Eisenbahn-und Verkehrsunternehmen? Wie wird Arbeit in Zukunft bewertet? Wie viel Automatisierung ist wirklich gewollt und welchen Stellenwert hat der Mensch in diesem Prozess?

„Auch in Zukunft braucht es Menschen und die sind nicht digital“, erklärt Gunnar Rothenburg, Betriebsrat DB Vertrieb GmbH. Deswegen müsse es darum gehen, die Folgen der technischen Entwicklung auf jeden einzelnen Arbeitsplatz zu betrachten.

Bereits heute sind Auswirkungen der Digitalisierung erkennbar: Arbeiten werden via Datenbrille systemgesteuert, Fahrzeuge werden mit Sensorik ausgestattet; Arbeitsaufträge werden digital verteilt, Roboter werden zur Entrostung von Radsätzen eingesetzt. Die Auswirkungen werden sehr individuell sein, so die Auffassung der Teilnehmenden „Es wird keine Digitalisierungsinsel geben“, erläutert Klaus Koch dazu, Vorsitzender des Spartenbetriebsrates der DB Dienstleistungen GmbH. Alle Berufsgruppen werden zum Teil schnell, zum Teil schleichend die Auswirkungen dieser Entwicklung spüren.

Technologische Trends verändern dabei nicht nur die Arbeitsgestaltung, sondern möglicherweise auch das gesamte Geschäftsmodell der Bahnen. Die Eisenbahn-und Verkehrsunternehmen müssen frühzeitig aktiv und mutig als Mobilitätsanbieter auftreten, so die Auffassung der Experten.

Deutlich wurde: Wenn man klassisch weiter macht, dann läuft man der Entwicklung hinterher. Es braucht eine frühzeitige Beteiligung der betrieblichen Interessenvertreter, um eigene Ideen in den Prozess einbringen und gleichzeitig Einfluss auf Entscheidungen nehmen zu können, die die Kolleginnen und Kollegen betreffen.

Einig waren sich die Teilnehmenden auch darüber, dass zusätzlich neue Formen und Rechte zur Beteiligung und Mitbestimmung notwendig sind. Hier ist die Gesetzgebung gefragt. Aber auch betriebliche Kooperationen in der Mitbestimmung seien auszubauen. Aus Sicht der teilnehmenden Expertinnen und Experten muss im gesamten Prozess Kunden- und Mitarbeiterorientierung zusammen gedacht werden. Nur so kann die Digitalisierung auch zum Treiber guter Arbeit werden.